Friedrich: Mehrheit der Muslime lehnt Gewalt scharf ab

Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich hat am Samstag in einem Interview mit der "Bild"-Zeitung zum Thema "Integration" Stellung genommen. Dabei bezog er sich auf eine Studie, die von seinem Ministerium beauftragt und am Mittwoch vorgestellt worden war. Integration sei keine Einbahnstraße, betonte der Minister.
Von PRO

Fast jeder vierte in Deutschland lebende junge Muslim ohne deutschen Pass lehnt die Integration ab, war ein Ergebnis der Studie zu "Lebenswelten junger Muslime in Deutschland". Auf die Frage der "Bild"-Zeitung, was bei der Integrationspolitik falsch laufe, wies Friedrich zunächst einmal auf die "gute Nachricht" hin: Die große Mehrheit aller Muslime lehnten Terror und Gewalt scharf ab. Beunruhigend hoch sei aber die Zahl junger islamischer Jugendlicher, die Vorurteile gegenüber dem Westen und seiner Werte habe. "Eine Rolle dabei spielt, dass sie das Gefühl haben, in der Mehrheitsgesellschaft auf Ablehnung zu stoßen", analysiert der Minister. "Dagegen müssen wir etwas tun."

Im Jahr 2005 (also mit Beginn der Großen Koalition, Anm. d. Red.) habe man "mit einer systematischen Integrationspolitik überhaupt erst begonnen". "Seitdem bieten wir Integrationskurse an, gibt es eine Islamkonferenz, gestalten wir Integration aktiv mit." Allerdings sei Integration keine Einbahnstraße, sondern ein Geben und Nehmen auf beiden Seiten. "Die Zuwanderer wollen hier leben und müssen sich hier mit einer neuen Sprache und mit neuen Verhaltensweisen zurechtfinden." Das bedeute riesige Anstrengungen. "Doch auch wir, die wir hier schon leben, müssen offen auf sie zugehen."

Der Bundesinnenminister glaubt, dass sich eine Parallelgesellschaft nur durch konsequente Integration verhindern lässt. "Zuwanderer müssen unsere Sprache lernen, unsere Kultur kennenlernen und respektieren. Umgekehrt müssen wir ihre ursprüngliche Identität achten." Um Radikalisierung zu verhindern, brauche man eine Sicherheitspartnerschaft mit den muslimischen Verbänden und Gemeinden. Auch diese seien an einem guten Miteinander interessiert und wichtige Partner, eine harmonische Gesellschaft zu bewahren. Es werde sich jedoch zeigen, ob es in den nächsten Jahrzehnten gelinge, dem Islam ein europäisches Gesicht zu geben.

"Religion spielt für viele Zuwanderer eine wichtige Rolle", ist Friedrich überzeugt. Deshalb sei es sehr hilfreich, wenn man Imame habe, die in Deutschland ausgebildet und gut integriert seien. "Sie können junge Menschen positiv an unsere Gesellschaft heranführen." Auch die Pilotprojekte zum islamischen Religionsunterricht an deutschen Schulen seien vielversprechend. "Sie zeigen, dass es gut ist, wenn der Religionsunterricht in deutscher Sprache an deutschen Schulen stattfindet." (pro)

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