Friedliche Proteste bei Marburger Kongress

Am Sonntag ist der 6. Internationale Kongress für Psychotherapie und Seelsorge mit überwiegend christlichen Referenten zu Ende gegangen. Rund 1.000 Demonstranten zogen am Donnerstag durch die Marburger Innenstadt und versammelten sich vor dem Kongressgebäude, um gegen angebliche Homosexuellenfeindlichkeit zu protestieren. Die Demonstration blieb friedlich, und der Kongress konnte wie geplant stattfinden.
Von PRO

Vom 20. bis zum 24. Mai stand die Tagung der „Akademie für Psychotherapie und Seelsorge“ unter dem Thema „Identität – der rote Faden in meinem Leben“. Die Referenten, zahlreiche Fachleute für Psychiatrie, Psychotherapie und Seelsorge, hielten sieben Hauptvorträge und 120 Seminare ab.

Gegner des Kongresses kritisierten die Veranstalter, weil Markus Hoffmann vom Verein „Wüstenstrom“ und Christl Ruth Vonholdt vom Deutschen Institut für Jugend und Gesellschaft als Dozenten eingeladen waren. Diese sollen die Position vertreten, man könne homosexuell empfindende Menschen „umpolen“, und Homosexualität sei eine Sünde. Die Versicherung, dass sich der Kongress nicht mit dem Thema Homosexualität auseinandersetzen werde, hinderte die Gegner nicht daran, schließlich die gesamte Veranstaltung verhindern zu wollen. „Stadt und Universität sollten dem Einhalt gebieten und sich für eine Gleichberechtigung und die Bekämpfung von Homophobie einsetzen“, hieß es in einer Stellungnahme des Bündnisses „Kein Raum für Sexismus, Homophobie und religiösen Fundamentalismus“.

Zum Bündnis gehörten feministische, antisexistische sowie antifaschistische Gruppierungen. Zu den Unterstützern zählen der AStA der Uni Marburg, „Die Linke“ Marburg-Biedenkopf, der Deutsche Gewerkschaftsbund Marburg-Biedenkopf und das Autonome FrauenLesbenReferat der Uni Marburg sowie das Autonome Schwulenreferat der Uni Marburg. Marburgs Oberbürgermeister Egon Vaupel sah indes keine Veranlassung, die Ausrichtung dieses Kongresses in der Stadthalle zu untersagen.

Antichristliche Schmierereien in der Stadt

Während des Kongresses tauchten in Marburg an mehreren Häusern Schmierereien und Plakate auf, die den Kongress, aber auch Christen allgemein diffamierten. Betroffen waren auch evangelische Einrichtungen. Kongress-Befürworter wiederum hängten ihrerseits Plakate auf, diese wurden anschließend von Protestlern karikiert. Zudem unterzeichneten 360 Personen eine Erklärung unter dem Titel „Für Freiheit und Selbstbestimmung“. Sie forderte dazu auf, die Meinungsfreiheit zu garantieren und unterstützte den Marburger Kongress.

Der Vorsitzende der Akademie für Psychotherapie und Seelsorge (APS), Martin Grabe, erklärte, er halte Demonstrationen in einer Demokratie für normal. „Dennoch sehen wir die Gefahr, dass es zu Ausschreitungen und Gewalt kommen kann“, so Grabe. Diese Sorge erwies sich nun als unberechtigt. Rund 1.000 Demonstranten versammelten sich am Donnerstag vor der Kongresshalle und machten ihren Unmut über die Veranstaltung mit Trillerpfeifen, Rufen und Spruchbändern Luft. „Homosexualität ist keine Krankheit“, „Homophobie ist keine Meinung“ oder „Intoleranz ist heilbar“ stand auf einigen Plakaten, aber auch „Wir sind hier, um eure religiösen Gefühle zu verletzen“.

Grabe zeigte sich erfreut darüber, dass das Kongressprogramm „in vollem Umfang“ umgesetzt werden konnte. Kein Seminar oder Vortrag musste abgesagt werden. In diesem Zusammenhang lobte Grabe die Zusammenarbeit mit der Polizei und den Marburger Behörden, die sich überaus kooperativ auch bei der Entwicklung und Umsetzung eines von der APS erarbeiteten Sicherheitskonzeptes gezeigt hätten. Durch die „hervorragende“ Arbeit hätten viele Kongressteilnehmer von der Unruhe auf den Straßen kaum etwas mitbekommen.

Der Kongress ging mit einer Auswertungsveranstaltung und einem Gottesdienst zu Ende. Rund 1.000 Dauerteilnehmern hatten den Kongress besucht. (PRO)

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