Freiwillige Aufbauhelfer in Japan: „Deutlich mehr geschafft, als wir erwartet haben“

16 junge Menschen aus dem mittelhessischen Haiger-Offdilln sind kürzlich von einem Freiwilligen-Einsatz im japanischen Katastrophengebiet zurückgekehrt. Dort hatten sie ihre handwerklichen Fähigkeiten bei Baumaßnahmen eingebracht. Weil ihre Arbeit auf viel positive Resonanz stieß, denkt die Leitung der Freien evangelischen Gemeinde Offdilln nun darüber nach, jedes Jahr eine humanitäre Aktion durchzuführen.
Von PRO

Ein Schiff mitten in einer Stadt? Dies ist leider kein kreativer Scherz eines exzentrischen Architekten, sondern bittere Realität für die Tsunami-Opfer in der japanischen Stadt Kesennuma. Ihre Welt hat sich am 11. März dieses Jahres gravierend verändert. Die Stadt liegt etwa 200 Kilometer nördlich von Fukushima und zählt zu den am härtesten von der Katastrophe betroffenen Gebieten in Japan. Der bis zu 15 Meter hohe Tsunami spülte ungeheure Wassermassen rund fünf Kilometer ins Landesinnere und zog eine Spur der Verwüstung hinter sich her. Das Bild eines Schiffes in den Trümmern ging seinerzeit um die Welt, ein Symbol für die kaum vorstellbare Zerstörung. Allein in Kesennuma werden etwa 3.000 Todesopfer beklagt.

Um den Menschen vor Ort beim Wiederaufbau ihrer zerstörten Häuser zu helfen, reisten 16 Helfer, die größtenteils zur Freien evangelischen Gemeinde (FeG) Offdilln gehören, für zwei Wochen in die zerstörte Stadt. Sie wurden nicht nur durch die allgemeine Medienberichterstattung auf die Not in Japan aufmerksam, sondern auch durch Insiderinformationen der zu den Freien evangelischen Gemeinden gehörenden "Allianz-Mission" (AM), die Stationen in Japan unterhält. Die AM vermittelte und unterstützte den Arbeitseinsatz in Kesennuma, während die Arbeiten vor Ort durch die amerikanische Missionsgesellschaft "Samaritan‘s Purse" koordiniert wurden. Diese Organisation ist in Deutschland vor allem durch die Aktion "Weihnachten im Schuhkarton" bekannt. "’Samaritan’s Purse‘ hat es sich zum Ziel gesetzt, innerhalb eines Jahres 300 Häuser wieder bewohnbar zu machen", erläutert Markus Schäfer, Mitglied der Gemeindeleitung der FeG Offdilln und einer der 16 Helfer.

Fähigkeiten gut einbringen

"Unsere Hauptaufgabe bestand darin, ein Lagerhaus zu einem Hauptquartier für zukünftige Helfer umzubauen", berichtet einer der Teilnehmer der Hilfsgruppe. Dabei konnten sich die jungen Männern mit ihren Fähigkeiten gut einbringen. "Wir haben deutlich mehr geschafft, als wir selbst erwartet hatten", freut sich Robin Schäfer, ein weiteres Teammitglied. Das habe vermutlich daran gelegen, dass das Team zum großen Teil aus handwerklich begabten Männern bestand. "Wir hatten gelernte Elektriker, Schlosser und Mechatroniker dabei.“

Der gewöhnliche Tagesablauf im Zeltlager, wo die Helfer wohnten, begann um sechs Uhr morgens mit dem Wecken. Nach einem Frühstück und einer kurzen geistlichen Besinnung fuhren die Helfer mit dem Bus zu ihrem Einsatz, wo sie von 8 bis 17 Uhr arbeiteten. Die zerstörten Häuser mussten zuerst vom Schlamm gesäubert und danach entrümpelt werden, bevor man anfangen konnte, die Gebäude zu isolieren und wieder herzurichten. Finanziert wurde der Arbeitseinsatz nicht nur durch Spenden aus der Gemeinde sowie mit Zuschüssen heimischer Unternehmen, jeder der Helfer hatte darüber hinaus seine Reise auch mit einem Eigenanteil von 800 Euro selbst gefördert.


Für ihre Hilfe ernteten die jungen Männer viel Dank. "Egal wo wir hinkamen, man sah uns sofort an, dass wir keine Einheimischen waren", erinnert sich ein anderer Helfer. Gerade in den Krisengebieten wussten die Japaner, dass die jungen Leute gekommen waren, um den Wiederaufbau zu unterstützten. Aufgrund der Sprachbarriere bedankten sich die Menschen mit Gesten und Lächeln. "Im Flugzeug bekamen wir sogar Applaus! Wir waren die einzigen Deutschen in der Maschine, und als die Japaner erfuhren, was wir vorhatten, haben auf einmal alle geklatscht", erinnert sich Markus Schäfer. Diese Erfahrung wird den engagierten Christen noch lange in Erinnerung bleiben. Und so ist es kein Wunder, dass sich die Gemeindeleitung der FeG weitere Einsätze dieser Art vorstellen kann. Denkbar sei es, jedes Jahr eine humanitäre Aktion zu starten, heißt es. (pro)

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