Frau Wikipedia twittert auf der Bank

Twittern auf der Bank vor dem Haus und „googeln“ am Stammtisch – der italienischer Künstler Fra Biancoshok zeigt in einem Kunstprojekt die analogen Vorläufer der neuen sozialen Medien. Im Prinzip hat sich gar nicht so viel geändert.
Von PRO
Miteinander reden – auf der Bank oder im Internet. Kommunikation ist so alt wie die Menschheit.
Zwei Frauen sitzen auf einer blau gestrichenen Holzbank in einer dörflichen Gasse, offensichtlich ins Gespräch vertieft. Neben ihnen ein ebenso blaues quadratisches Schild, in dessen Mitte ein blaues Vöglein auf rundem weißem Grund seinen Schnabel aufsperrt – das Logo der Online-Plattform Twitter. In einem Vereinsheim schauen eine Handvoll Menschen Fernsehen. Auf ihren roten Stühlen prangt „YouTube“. Eine Gruppe von Männern sitzt in einer Kneipe am Stammtisch mit „Google“-Tischdecke beim Bier und tauschen die neusten Neuigkeiten aus. Gemeinsames Fernsehen, das Gespräch auf der Bank oder beim Bier – die analogen Vorläufer der heutigen digitalen Kommunikationsmedien im Netz. Und siehe da: Kommunikation funktioniert auch ohne den technischen Schnickschnack von heute. Das macht Biancoshok mit seinem Kunstprojekt „Web 0.0“ in Civitacampomarano, einem kleinen italienische Dorf, deutlich, indem er alltägliche soziale Situationen mit den Logos von Online-Diensten versieht, die deren Funktion übernommen haben. Ebay war früher der Tante-Emma-Laden und Facebook der Aushang am Marktplatz oder vor dem Rathaus. Selbst Dating-Plattformen gab es schon vor Tinder – nurnicht im Netz, sondern in Form des Partykellers, oder eines heimlichen Treffens im Dunkeln. Biancoshok zeigt, dass und wie auch vor der Erfindung Facebook, Twitter und Ebay Menschen ihre sozialen Kontakte pflegten. Auch WhatsApp, Wikipedia und WeTransfer gibt es in analoger Form in dem 526-Einwohner-Dorf in den Apenninen. Kommunikation ist so alt wie die Menschheit selbst. Ihre Prinzipien haben sich kaum geändert, nur die technischen Vorraussetzungen sind andere geworden. Das Projekt war Teil des Straßenfestivals „CVTà Street Fest“ in Civitacampomarano. Es ist nicht das erste Projekt des Straßenkünstlers. So hat er mehrere Projekte in Italien aber auch in anderen europäischen Ländern wie unter anderem in Portugal und Tschechien realisiert. Seine Installationen sollen aber nicht nur Spaß machen, sondern haben durchaus ernste Züge. „In jedem meiner Werke steckt eine Nachricht für die Allgemeinheit. Ich thematisiere darin die Krise, die Gesellschaft und ihre Gewohnheiten“, zitierte ihn das Kulturmagazin rheinische Art. (pro)
https://www.pro-medienmagazin.de/medien/internet/detailansicht/aktuell/im-internet-vom-glauben-reden-96015/
https://www.pro-medienmagazin.de/kultur/buecher/detailansicht/aktuell/wider-die-digitale-hysterie-94916/
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