Frankreich: Medienhüter verbieten Baby-TV

Die französische Medienbehörde CSA (Conseil supérieur de l'audiovisuel) hat den Schutz von Kindern unter drei Jahren beim Fernsehkonsum drastisch verschärft. Der Grund: "Fernsehkonsum für Säuglinge ist höchst schädlich", so die Ergebnisse einer neuen Studie.
Von PRO

„Anbieter von Baby-TV-Kanälen dürfen ihr Programm nicht mehr ausstrahlen und Sendungen für ältere Kinder müssen mit einem Warnhinweis versehen werden“, lautet die Entscheidung der CSA. Betroffen von dieser Maßnahme seien vor allem die Anbieter der Sender „Piwi“ und „Boomerang“, berichtete das französische Nachrichtenmagazin „La Voix du Nord“. Das Verbot soll für alle französischen Sender, die sich an die Zielgruppe der „unter Dreijährigen“ richtet, im November in Kraft treten. Zusätzlich müssen alle Kinderkanäle, die Programme für Kleinkinder ab drei Jahren produzieren, künftig einen Warnhinweis senden. Dieser Hinweis sei auch im Internet und bei Eigenwerbung verpflichtend. Wörtlich lautet die Warnung: „Hinweis der CSA: Fernsehen kann Kinder bei ihrer Entwicklung behindern. Es können Passivität, Sprachprobleme, Unruhe, Schlafstörungen, Konzentrationsschwierigkeiten und Abhängigkeit entstehen.“

Fernsehkonsum für Säuglinge schädlich

Anlass für die Entscheidungen der CSA habe eine bereits im April vorgelegte Studie des französischen Gesundheitsministeriums gegeben. Darin wird eindringlich vor den Gefahren des Fernsehens für Kinder im Säuglingsalter gewarnt. Der Konsum von TV-Bildern greife in die Entstehung und Entwicklung der Denkprozesse und der Phantasie ein und habe gleichzeitig Auswirkungen auf Emotionen und die psychomotorische Entwicklung. Passivität, späte Sprachentwicklung, Konzentrationsschwächen und „Abhängigkeit vom Bildschirm“ seien mögliche Folgen.

Das Gesundheitsministerium habe sich daraufhin vehement gegen die Baby-TV-Kanäle ausgesprochen, deren Programme mitunter rund um die Uhr ausgestrahlt werden. Christine Albanel, Ministerin für Kultur und Kommunikation hatte bereits im Juni einen Warnruf gegeben und angesichts der möglichen Schädigung den Eltern geraten, die Baby-TV-Kanäle nicht zu nutzen.

Neben den französischen Kinderkanälen seien auch ausländische Anbieter von Säuglingsprogrammen dazu verpflichtet, ihre Sendungen mit einem Warnhinweis zu versehen. Dies gelte vor allem für die britischen Sender „Baby-TV“ und „Baby First“, da diese in Frankreich zu empfangen sind.

Deutschland: 60 Prozent der Zweijährigen schauen fern

Auch in Deutschland wächst die Sorge um die möglichen Folgen von Medienkonsum in der frühen Kindheit. Laut einer Studie des Internationalen Zentralinstitutes für das Jugend- und Bildungsfernsehen in München (IZI), sitzen bereits 20 Prozent der Einjährigen regelmäßig vor dem Fernseher. Bei den Zweijährigen sind es schon 60 Prozent, die regelmäßig vor der Flimmerkiste hocken. Maya Götz, Kinderfernsehexpertin und Leiterin des IZI, sieht darin folgende Problematik: „Babys und Kleinkinder unter zwei Jahren schauen auf den Bildschirm, weil sich dort etwas bewegt. Ab einem Alter von 18 Monaten verstehen sie einfache Handlungsabläufe. Babys, aber auch Kleinstkinder eignen sich die Welt durch sinnliche Erfahrungen an. Diese Möglichkeiten bietet die zweidimensionale Welt des Fernsehens nicht.“

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung rief somit Anfang des Jahres erneut dazu auf, Kinder unter drei Jahren überhaupt nicht fernsehen oder Computer spielen zu lassen. Um einen übermäßigen TV- und PC-Konsum zu vermeiden, müssten Eltern klare Regeln aufstellen, betonte die Zentrale in Köln. Dazu gehöre, dass eine TV- und Computernutzung erst mit drei Jahren beginne und maximal eine halbe Stunde pro Tag für Kinder bis fünf Jahre dauern dürfe. Bei Grundschulkindern sei eine Stunde täglich akzeptabel. Da immer mehr Kinder an Übergewicht, Konzentrationsstörungen und Hyperaktivität leiden, sei der richtige Umgang mit PC und Fernseher besonders wichtig für eine gesunde Entwicklung. (PRO)

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