Obwohl seine Hände und Füße nicht von Nägeln durchbohrt sind, weisen sie Stigmata auf. Sonst hat das Werk von Paul Fryer kaum etwas mit der klassischen Darstellung des Todes Jesu gemeinsam. Der Brite zeigt Christus in sich zusammengesackt auf einem elektrischen Stuhl. Bis heute werden etwa in den USA Menschen mit diesem Instrument hingerichtet. Die Methode gilt als grausam und ist deshalb in einigen Staaten Amerikas bereits verboten.
„Pietà“ für viele ein Ärgernis
Das Kunstwerk Fryers ist laut der „Katholischen Presseagentur KathWeb“ seit dem Wochenende in der Kathedrale der Stadt Gap in den französischen Alpen zu sehen. Der zuständige Bischof Jean-Michel di Falco soll bereits zahlreiche Protestschreiben von Bürgern erhalten haben, für die die Installation namens „Pietà“ ein Ärgernis darstellt. Di Falco jedoch findet die Ausstellung legitim. Wäre Jesus in der Gegenwart verurteilt worden, hätte er mit dem elektrischen Stuhl oder anderen barbarischen Hinrichtungsmethoden rechnen müssen, so der Bischof. Skandalös sei „nicht Jesus auf dem elektrischen Stuhl, sondern die Gleichgültigkeit gegenüber seiner Kreuzigung“, zitiert ihn die Österreichische Zeitung „Die Presse“.
Die „Pietà“, was übersetzt soviel heißt wie Mitleid oder auch Frömmigkeit, gehört zu einer privaten Kunstsammlung des französischen Unternehmers François Pinault. Fryer schuf es 2006 aus Wachs, Holz und menschlichen Haaren. Als „Pietà“ werden allgemein Bildhauerarbeiten bezeichnet, die den vom Kreuz genommenen leichnam Jesu zeigen, der in den Armen Marias liegt. Fryers „Pietà“ soll die ganze Karwoche über in der Diözese Gap zu sehen sein. Ob das Werk anschließend in einem Museum oder einer Kirche gezeigt werden soll, steht noch nicht fest.
Paul Fryer arbeitet und lebt in London. In der Vergangenheit trat er als Sänger auf oder arbeitete, als Transvestit verkleidet, als DJ. Fryer entwarf Buch-Cover für Künstler und Plattenlabels, bevor er 2001 einen Gedichtband herausgab. Er ist außerdem verantwortlich für die Multimedia-Show „Electronic Elvis“ aus dem Jahr 2003.