„Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ bezweifelt erneut Sinn der FSK

Redakteure der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" haben erneut die Urteile der Freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK) zu Filmen überprüft. Wie vor einem Jahr warnen sie: Die Einschätzungen der FSK darüber, was 12-Jährigen zugemutet werden kann, sind oft nicht nachvollziehbar.
Von PRO
"In etwa jedem dritten Kino-Spielfilm, den die Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK) seit Oktober 2010 von zwölf Jahren an freigegeben hat, finden sich Szenen mit expliziter Gewalt, gut sicht- und hörbarem Sex oder obszöner Sprache", schreiben die Autoren. Dabei meinten die Redakteure nicht ein hier und da geäußertes Schimpfwort wie "Fuck", sondern "einen die Schamgrenzen verletzenden Grundton".

Die Redakteurin Florentine Fritzen zieht das Fazit: "Wer seine Kinder Filme schauen lässt, auf denen ‚FSK 12‘ steht, muss damit rechnen, dass sie brutale Gewalt sehen. Oder minutenlange Sexszenen."

Bereits vor einem Jahr führte die Zeitung einen Test durch, bei dem Redakteure und Mitarbeiter in 46 von 100 Fällen entschieden, der Film könne Zwölfjährigen schaden. Diesmal wurden 60 Filme bewertet, die seit der Berichterstattung vom vorigen Herbst die FSK-12-Freigabe erhalten haben und auf DVD verfügbar sind. Nach dem Zufallsprinzip hatten die Tester DVD’s ausgewählt, die von der FSK für zwölfjährige Kinder freigegeben worden waren.

Im Vergleich zum Vorjahr schreiben die Autoren heute: "Die Gefahr, dass in einem Film ‚ab 12‘ Inhalte stecken, die zwölf Jahre alte Kinder überfordern oder schockieren können, besteht weiter." Aber sie sehen eine "signifikante Verbesserung". Jeder dritte der neuesten Filme könne Zwölfjährige schaden.

Die FAS schreibt weiter, dass die Flut der Leserbriefe nach dem ersten Artikel vor einem Jahr "immens" gewesen sei. In die Debatte nach dem FAS-Artikel hatte sich auch Familienministerin Kristina Schröder (CDU) eingeschaltet. FSK-Geschäftsführerin Christiane von Wahlert ließ mitteilen, die FSK habe seitdem in Fortbildungsveranstaltungen ihre Prüfer für das Thema sensibilisiert.

Brutalität in Harry Potter und Coen-Filmen

Zu den Filmen, die die FAS-Redakteure nun untersuchten, gehörte etwa "True Grit", das zehnfach für den Oscar nominierte Remake von Ethan und Joel Coen. Es sei "ein meisterlicher Film", so die Kritiker, aber so brutal, dass man ihn Kindern nicht zumuten könne. Jemand wird gehängt, einem anderen urplötzlich die Finger einer Hand abgehackt, andere werden erschossen oder sterben qualvoll.

Zu "Harry Potter und die Heiligtümer des Todes" schreiben die Autoren, der Film spiele in einer "Welt von Finsternis und Hoffnungslosigkeit". Auch die Brutalität führe zu dem Urteil: "Das Ganze ist gruselig, unheimlich, und freudlos." Auch den Film "Von Menschen und Göttern" haben sich die Kritiker angesehen. Der Streifen von Xavier Beauvois handelt von der wahren Geschichte von französischen Mönchen, die 1996 in Algerien ermordet wurden. "Man darf bezweifeln, dass ein Zwölfjähriger die politischen Hintergründe des algerischen Bürgerkriegs versteht, zumal sie kaum erläutert werden", stellen die FAS-Redakteure fest. Auch bestimmte Szenen, etwa, wo einem Mann die Kehle durchschnitten wird, sollte man Kindern nicht zumuten.

Die Autorin schreibt: "Solange Eltern sich nicht auf Altersfreigaben verlassen können, hilft alles nichts: Sie müssen sich den Film vorher anschauen, um zu entscheiden, ob sie es verantworten können, dass ihre Kindern ihn sehen. Was aber nützt dann überhaupt noch eine Altersfreigabe?" (pro)
https://www.pro-medienmagazin.de/film.html?&news[action]=detail&news[id]=3292
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