Frank Schirrmacher eröffnet EKD-Fastenaktion

Sieben Wochen ohne Zaudern – diesem Motto haben sich die Teilnehmer einer bereits zur Tradition gewordenen Fastenaktion der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in diesem Jahr verschrieben. Am gestrigen Aschermittwoch wurde "7 Wochen ohne" mit einem Festgottesdienst in Frankfurt am Main eröffnet. Die Predigt hielt Frank Schirrmacher, Herausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.
Von PRO

„Unentschlossenheit verschwendet unsere Zeit“, heißt es in einem Lied der deutschen Band „Madsen“. Arnd Brummer, Chefredakteur der Zeitschrift „chrismon“ und Geschäftsführer der EKD-Fastenaktion „7 Wochen ohne“, nutzte ihren Liedtext, um am Aschermittwoch die Fastenzeit in der evangelischen Landeskirche unter dem diesjährigen Motto „7 Wochen ohne … Zaudern“ einzuleiten. Brummer war nicht der einzige Medienvertreter, der den Weg zum Eröffnungsgottesdienst in die Frankfurter St.-Katharinen-Kirche gefunden hatte. Die Predigt hielt der Journalist Frank Schirrmacher.

„Das Gegenteil von Zaudern ist Tun“

„Das Gegenteil von Zaudern ist Tun“, erklärte der FAZ-Herausgeber. Für dieses „Tun“ zog er eine Geschichte heran, die noch vor Kurzem in Medienanstalten rund um den Globus Aufsehen erregt hatte: Die des Piloten, der auf dem Hudson-River in New York notlandete. „Eine verunsicherte Welt erlebte, dass es funktionierendes ‚Risk Management‘ gibt“, erklärte Schirrmacher den weltweiten Jubel um den frischgebackenen Helden.

Während die Aktienkurse an diesem 15. Januar einmal mehr in den Keller gesaust seien, habe dieser eine Pilot bewiesen, dass man auch dann erfolgreich sein könne, wenn man etwas riskiere. Denn die Prognosen für ein Gelingen seiner Notlandung standen schlecht: Schirrmacher zitierte in seiner Predigt einen Fluglotsen, der Funkkontakt zum „Hudson-Piloten“ hatte. „Als ich hörte, was er vorhatte, dachte ich, ich bin der Letzte, der mit ihm spricht.“ Auf dem Hudson-River wassern – das ist eigentlich unmöglich, so die Einschätzung von Spezialisten.

Sich und Gott vertrauen

Doch der Pilot habe auf sich vertraut – und nicht nur das. Als man ihn nach der Landung fragte, ob er gebetet habe, verneinte er, erklärte aber: „Ich war mir sicher, irgendwo dort hinten im Flugzeug sitzt jemand, der das für mich übernimmt.“

„Es gibt keine Sicherheit“ lautete das Fazit Schirrmachers. Geschichten wie die des „Airways“-Piloten aber machten Mut und zeigten: Vertrauen sei die Basis, um dem „Zauderrhythmus des Lebens“ zu entkommen. Noah, Abraham und Jesus hätten nicht gezaudert. Das, so Schirrmacher, sollte Christen als Vorbild dienen.

So habe eine Studie, in der Menschen in hohem Alter gefragt wurden, was sie in ihrem Leben bereuen, Folgendes ergeben: Kaum einer wollte Getanes im Nachhinein ungeschehen machen. Vielmehr seien es die nicht getroffenen Entscheidungen, das „emotionale Zaudern“, das die Befragten als negativ empfanden. So beschloss Schirrmacher seine Predigt mit den Worten eines Theologen, der sein Zaudern einst überwand: Dietrich Bonhoeffer. „Allein in der Tat ist die Freiheit“, scheint eines seiner Lebensmottos gewesen zu sein. Wie schwer dieser Satz zu verinnerlichen ist, werden die kommenden 40 Tage zeigen. „7 Wochen ohne … Zaudern“, das ist für die meisten Christen wohl schon herausfordernd genug.

Frank Schirrmacher ist seit 1994 Mitherausgeber der FAZ. Er ist Journalist und promovierter Literaturwissenschaftler. 1989 wurde er als Nachfolger von Marcel Reich-Ranicki Leiter der Redaktion „Literatur und literarisches Leben“. 2004 gab er das Buch „Das Methusalem-Komplott“ heraus, für das er den Jacob-Grimme-Preis erhielt. Das Werk befasst sich mit dem Generationenwandel in Deutschland. (PRO)

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