Fotograf Jim Rakete dreht Film über Kinder-Hospiz in Bethel

Normalerweise schießt der deutsche Fotograf Jim Rakete Bilder. Durch seine Schwarz-Weiß-Aufnahmen von Prominenten wurde er bekannt. Nun drehte er einen Dokumentarfilm über das Kinder- und Jugendhospiz Bethel.
Von Jörn Schumacher

Jim Rakete, der meistens mit einer analogen Großformatkamera Fotos von Prominenten macht, hat zum Jubiläum des Kinder- und Jugendhospiz Bethel einen Dokumentarfilm gedreht. Rakete sagte vor Veröffentlichung des Films gegenüber der Presse, die Begegnung mit den Menschen im Hospiz hätte durchaus, wie ursprünglich gedacht, eine Ausstellung mit Fotografien werden können.

Dann sei ihm aber in den ersten Gesprächen deutlich geworden, „dass keine Ausstellung die Erzählungen der Beteiligten ersetzen würde“. Der Film sei mit kleinem Aufwand entstanden, sagt Rakete. „Es ist eine Hommage an alle, die an diesem legendären Ort ihr Bestes geben, um aus einem eingeschränkten Leben auch das Beste zu machen, und dem Wort Hoffnung einen neuen Sinn zu geben.“ Der Filmemacher fügte hinzu: „Alle paar Schritte stößt man hier auf Endlichkeit, Probleme, Unlösbares. Und dann ist da ein Team, das nimmermüde in professioneller Nähe da ist.“

Sein Film „Heute Nicht – Ein besonderer Blick auf das Leben“ wurde im Rahmen der RTL-Themenwoche „Vielfalt verbindet“ im Juni auf RTL up und VOX up erstmals öffentlich gezeigt und ist nun in der Mediathek RTL+ zu sehen.

Rakete habe das Vertrauen der Familien im Kinderhospiz Bethel gewonnen, teilte ein Sprecher des Hospizes mit. Und das an einem Ort, der sonst sehr geschützt ist. Rakete durfte exklusiv „fragen, schauen, annehmen, aufnehmen“ und zwei Wochen lang alles mit der Filmkamera begleiten. Pastor Ulrich Pohl, Vorstandsvorsitzender der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel, sagte: „Jim Rakete hat einen Blick gewagt an einen Ort, vor dem viele aus Furcht ihre Augen verschließen. Wir sind ihm dafür sehr dankbar.“ Der Filmemacher habe einen Film geschaffen, „der Hoffnung gibt, die Besonderheit des Lebens sieht und unser aller Alltagsprobleme im besten Sinne zurechtrückt“.

Das Hospiz bietet schwerkranken Kindern Betreuung und den Eltern Freiräume, ihr eigenes Leben zu behalten, sagen die Verantwortlichen. Es solle ein Ort sein, an dem die Kinder und deren Eltern Hilfe und Erholung finden in schweren Momenten, und Trost und Rückhalt, wenn das Unsagbare eintrete: der Tod eines Kindes.

Dennoch ist im Film die Lebensfreude zu sehen. Und Dankbarkeit. „Das Thema von lebensverkürzenden Krankheiten bei Kindern ist ein Tabuthema. Es löst bei den meisten Menschen Berührungsängste aus“, schreiben die Filmemacher in der Filmankündigung. „Und führt leider auch zu sozialer Vereinsamung der betroffenen Familien, weil sich das Umfeld aus der Angst, das Falsche zu sagen, lieber zurückzieht.“ Daher sei „Heute nicht“ auch ein Film gegen diese Sprachlosigkeit.

Freude und Dankbarkeit für die kirchliche Einrichtung

Der wie Raketes Fotos in Schwarz-Weiß gehaltene Film zeigt unter anderem das Mädchen Bercem, das an einer fortschreitenden Stoffwechselkrankheit leidet. „Die führt irgendwann dazu, dass sie ihre Muskulatur irgendwann gar nicht mehr ansteuern kann“, sagt René Meistrell, Einrichtungsleiter im Hospiz. Andere Kinder seien komplett auf Versorgung durch andere Menschen angewiesen. Manche Eltern seien völlig überfordert von der Situation und von der Erkenntnis, dass das eigene Kind wahrscheinlich vor einem selbst sterben wird, sagt Meistrell.

Bercem selbst zeigt sich dankbar und fröhlich: „Ich hatte einmal eine sehr schwere OP, und dann musste ich eine sehr lange Zeit im Bett bleiben. Im Hospiz konnte ich mich mental und körperlich ausruhen.“ Zusammenfassend sagt sie über ihr neues Zuhause: „Ich kann es echt weiterempfehlen. Alle nett, alle freundlich.“

Auch Berivan Is, Bercems Mutter, zeigt sich dankbar über die kirchliche Einrichtung. Sie werde gut über alles informiert, was die Krankheit ihrer Tochter angeht. Auch die Eltern des kleinen Niklas, Daniel und Melanie Buschatz, geben zu, sich unter einem Hospiz eigentlich „etwas Schlimmes“ vorgestellt zu haben. Doch Niklas sei sofort ganz positiv auf den Ort eingegangen. „Es war auffällig, dass Niklas total happy war“, sagt sein Vater.

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