Die Darstellung des Islam in europäischen Schulbüchern ist nach Einschätzung der Religionswissenschaftlerin Jonker klischeehaft. "Es ist eine Erzählung, die sich im Wesentlichen im Mittelalter abspielt und deren Subtext besagt: Die Muslime eroberten Europa, also mussten ‚wir‘ uns verteidigen", sagte Jonker laut einem Bericht von "Welt Online". Die aus Amsterdam stammende Wissenschaftlerin ist am Georg-Eckert-Institut für Internationale Schulbuchforschung in Braunschweig tätig. Sie ist Autorin des Buches "Eine Wellenlänge zu Gott", das sich mit dem Verband der Islamischen Kulturzentren in Europa befasst.
Wenn Schulbücher den gegenwärtigen Islam darstellten, trete häufig "das Dreigestirn Fundamentalismus, Islamismus und Terrorismus" auf, bemängelte die Wissenschaftlerin. Nach dem 11. September 2001 sei "alles schiefgelaufen". Seitdem würden massiv Schreckensbilder vom Islam vermittelt.
Seit 2004 behandelten die Bücher der Oberstufe das Thema "Zusammenstoß der Kulturen" ausführlich. Jonker meint: "Man hätte die brennenden Türme auch in einen anderen Themenkomplex einordnen können, Kriege in der globalisierten Welt etwa. Aber man hat es dem Islam zugeordnet." Eine ganze Generation muslimischer Kinder sei damit konfrontiert worden. Ein weiteres Problem, das grundsätzlich für Schulbücher gelte, sieht die Wissenschaftlerin in dem Zwang zur kurzen Darstellung und die Fortschreibung älterer Schulbücher anstelle einer kompletten Neuauflegung. "Das kanonisierte Wissen voriger Generationen lagert sich darin ab wie geologische Schichten", sagt Jonker. Es müsste vielmehr die Weltgeschichte als eine "globale Erzählung" dargestellt werden. (pro)