Forscher: Zu viel TV-Konsum erhöht ADS-Risiko

M ü n c h e n (PRO) – Ein hoher Fernsehkonsum erhöht bei Kindern das Risiko, ein so genanntes Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom (ADS) zu entwickeln. Dies berichtet das Nachrichtenmagazin "Focus" unter Berufung auf eine neuseeländische Studie.
Von PRO

Demnach haben Ärzte über einen Zeitraum von mehreren Jahren den TV-Konsum von 1972 und 1973 geborenen Frauen und Männern untersucht. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass das ADS-Risiko um 40 Prozent gestiegen war, wenn die Probanden im Alter von fünf bis elf Jahren im Schnitt zwei Stunden täglich ferngesehen haben. Mehr als 1.000 Teilnehmer nahmen an der Studie teil.

Schnelle Schnitte, viele „Glückshormone“

Kinder, die unter ADS leiden, können sich nur sehr kurz oder gar nicht auf eine Sache konzentrieren. Der Grund für die mangelnde Aufmerksamkeit durch zu viel Fernsehen sind schnell wechselnde Bilder, die beim Betrachter eine permanente Aufmerksamkeit erzeugen. Durch schnelle Schnitte und häufige Kamerawechsel in derselben Szene wird die Aufmerksamkeit des Zuschauers erhöht und gehalten. Das moderne Fernsehprogramm bedient sich immer häufiger dieser stilistischen Techniken, was etwa bei dem populären Kinderprogramm „Sesamstraße“ beobachtet werden kann. Wie Medienexperten herausgefunden haben, hat sich in 26 Jahren die Anzahl der Schnitte innerhalb der Sendung verdoppelt. Modernes Kinderfernsehen verlange vom Betrachter ein permanentes Verlagern der Aufmerksamkeit, während ein bündeln und konzentrieren der Aufmerksamkeit weitaus weniger gefordert sei.

Gezielte Aufgaben fallen schwerer

Dies führt laut Medizinern zu einem permanenten Überstimulieren der Sinne. Das Belohnungssystem im Gehirn schüttet aufgrund der Konzentration der Kinder auf schnell wechselnde Sinneseindrücke verstärkt Dopamin („Glückshormon“) aus. Müssen sich Kinder jedoch auf eine gezielte Aufgabe konzentrieren, bei der die Ausschüttung von Dopamin reduziert ist, fällt ihnen das zunehmend schwerer. Dieses Prinzip greife auch bei Computerspielen, bei denen der Spieler ebenfalls mit schnellen Schnitten, hohen Geschwindigkeiten und unnatürlichen Farben konfrontiert werde. Damit kann ein zeitintensiver Medienkonsum genauso wirken wie Medikamente gegen ADS, wie etwa Ritalin. Das Arzneimittel bewirkt ebenfalls eine erhöhte Ausschüttung von Dopamin. Ausschlaggebend für den Einfluss des Fernsehens auf die geistige und körperliche Gesundheit von Kindern und Erwachsenen sei daher die Menge des Fernsehkonsums, so die Forscher.

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