Forscher fürchten: Schulbücher fördern „kulturellen Rassismus“

Muslime kommen in europäischen Schulbüchern nicht gut weg. Das zeigt eine Studie im Auftrag des Auswärtigen Amtes. Die Forscher fürchten sogar, die Lehrbücher könnten einen "kulturellen Rassismus" fördern.

Von PRO

Befeuern Schulbücher eine Integrationsdebatte à la Sarrazin? Diese Frage stellte sich das Auswärtige Amt und gab beim Georg-Eckert-Institut für internationale Schulbuchforschung eine entsprechende Untersuchung in Auftrag. Am Donnerstag wurden die Ergebnisse in Berlin präsentiert. Demnach wecken Geschichts- und Politiklehrbücher in Deutschland, Österreich, Frankreich, Spanien und England mehrheitlich den Eindruck, als schlössen "der Islam" und "ein modernes Europa" sich aus. Muslime werden laut Institut als "die Anderen" und "vormodern" dargestellt. Es mangelt an einer Unterscheidung zwischen dem religiösen Islam und der islamischen Kultur. Die Forscher prophezeien gar, die Pauschalisierungen und Vereinfachungen im Unterricht könnten einen "kulturellen Rassismus" befördern.

So würden Islam und Muslime hauptsächlich im Kontext des Mittelalters behandelt und dann erst wieder im Rahmen politischer und sozialer Krisen im 20. und 21. Jahrhundert, etwa wenn es um Kopftuch, Moscheestreit, Nahostkonflikt oder Terrorismus gehe. Zu wenig, so die Kritik, berücksichtigten die Bücher die Vielfalt des Islam, etwa wenn zur Veranschaulichung des Themas fast ausschließlich kopftuchtragende Frauen gezeigt würden, und so gut wie nie europäische Muslime, die andere Lebensstile prägten, teilt das Institut mit. "Im Schulbuch tauchen sie ganz überwiegend im Zusammenhang mit politischen und sozialen Konflikten, Kriegen, Terrorismus und Fundamentalismus im Kontext internationaler Politik und Migration auf." Das Fazit der Forscher: Schulbücher "mit ihren Simplifizierungen des Islam und ihren problematischen Erzählungslücken" sind kaum geeignet, "Lernende gegen islamophoben Populismus zu immunisieren".

Für die Studie sichteten die Wissenschaftler 150 Lehrbücher und analysierten 27 tiefergehend. Das sei zwar nicht repräsentativ, räumten die Forscher laut "Deutscher Presse-Agentur" (dpa) ein. Die Untersuchung zeige aber Tendenzen auf, die sich in Lehrbüchern aller EU-Länder glichen: In der Islam-Darstellung werde die Konfrontation mit dem modernen Europa betont, Gemeinsamkeiten kämen zu kurz. (pro)

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