Forderungen gegen Einsatz von Kindersoldaten

Kinder werden als Soldaten in bewaffneten Konflikten eingesetzt und missbraucht. Schätzungen gehen von weltweit rund 250.000 Kindersoldaten aus. Ein internationaler Gedenktag macht auf das Schicksal der Kinder aufmerksam.
Von PRO
Weltweit werden Kinder zu bewaffneten Kämpfern ausgebildet und missbraucht

Am 12. Februar 2002 ist das Zusatzprotokoll zur UN-Kinderrechtskonvention in Kraft getreten. Es verbietet, unter 18-Jährige als Kämpfer in bewaffnete Konflikte zu schicken. Der Tag gilt seitdem unter dem Namen „Red Hand Day“ als internationaler Tag gegen den Einsatz von Kindern als Soldaten.

Nach Angaben des Deutschen Bündnisses Kindersoldaten werden derzeit schätzungsweise rund 250.000 Kinder als Soldaten eingesetzt. In mindestens 19 Ländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas werden Minderjährige demnach in bewaffneten Konflikten zum Kämpfen gezwungen. Die Organisation fordert auch die Bundesregierung auf, keine Minderjährigen mehr in die Bundeswehr aufzunehmen und den weltweiten Stopp der Rekrutierung Minderjähriger als Soldaten zu unterstützen. Zu dem Bündnis gehört neben den Kinderhilfswerken „Kindernothilfe“ und „terre des hommes“ und anderen auch das überkonfessionelle christliche Hilfswerk „World Vision“ (WV).

Kinder sind im Krieg Sexsklaven, Späher oder Minenräumer

Ekkehard Forberg, Themenmanager Friedensförderung bei WV geht davon aus, „dass wieder mehr Kindersoldaten rekrutiert werden“. Insbesondere im Kongo, aber auch im Jemen oder Südsudan würden derzeit aktiv Kinder zu Kämpfern gemacht, erklärt Forberg auf Anfrage. Die Zahl von 250.000 Kindersoldaten weltweit sei „nur eine Schätzung“. Aus Sicherheitsgründen könne niemand vor Ort genau erheben, wie viele Minderjährige betroffen sind. „Einen Anhaltspunkt für gestiegene Zahlen gibt der jährliche Bericht des UN-Generalsekretärs zu Kindern in Konflikten“, sagt Forberg.

Allerdings veröffentliche der Bericht keine Gesamtzahlen, sondern „nur“ bestätigte Einzelfälle, die entsprechend summiert würden. „Ich bin daher besorgt“, sagt Forberg. Kinder würden besonders in Afrika, Asien und Lateinamerika, aber auch beispielsweise in Syrien als Soldaten eingesetzt, weil sie billig und leicht zu manipulieren seien. „Es handelt sich um Jungen und Mädchen, die zum Kämpfen, aber auch als Köchinnen, Sexsklaven, für Späherdienste oder als Minenräumer eingesetzt werden“, erklärt der WV-Friedensexperte.

Ekkehard Forberg, Friedensexperte bei „World Vision“ (WV), ist besorgt über die steigende Anzahl der Konflikte und damit der Kindersoldaten Foto: Marc Darchinger
Ekkehard Forberg, Friedensexperte bei „World Vision“ (WV), ist besorgt über die steigende Anzahl der Konflikte und damit der Kindersoldaten

Petition soll Druck auf Politik erhöhen

Allein in der Zentralafrikanischen Republik hat sich nach Angaben des Hilfswerkes 2017 die Zahl der bestätigten Rekrutierungen von Kindersoldaten vervierfacht. Auch im Südsudan, in Somalia und Jemen steige deren Zahl. Im Südsudan hat das Hilfswerk eigenen Angaben zufolge seit letztem Jahr 752 Kindersoldaten mit psychosozialer Betreuung, zeitweiliger Unterbringung und Reintegration ins Bildungssystem oder Vermittlung einer Ausbildung geholfen.

Mit einer Petition gegen den Einsatz von Kindersoldaten will die Organisation den Druck auf die Politik erhöhen, damit ehemalige Kindersoldaten befreit werden und bessere Bildungs- und Wiedereingliederungschancen bekommen. Eine Liste mit 20.000 Unterschriften soll dazu an den Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Gerd Müller (CSU), übergeben werden.

„Krieg, Vertreibung und Flucht trifft Kinder viel grundsätzlicher als Erwachsene. Oft sind sie jahrelang traumatisiert und kämpfen damit, in ein normales Leben zu finden“, sagt Martin Knispel, Vorstandsvorsitzender von „World Relief Deutschland“. Die überkonfessionelle, christlich-humanitäre Hilfsorganisation bewertet „die Tatsache“, dass Kinder „für den Krieg benützt werden“, als tragisch. „Nicht nur als Kindersoldaten, sondern auch als Boten, Informanten oder als Selbstmordattentäter werden Kinder dramatisch missbraucht“, erklärt Knispel auf Anfrage.

Uwe Heimowski, Politikbeauftragter der Deutschen Evangelischen Allianz (DEA), begrüßt die Aktionen von WV und anderen Organisationen gegen den Einsatz von Kindern als Soldaten. „Angesichts der Flüchtlingsströme und der Konflikte im Nahen Osten geraten viele Probleme, die uns in den vergangenen Jahren beschäftigt haben, ins Hintertreffen“, erklärt Heimowski gegenüber pro. „Der Red Hand Day führt uns diese Tatsache vor Augen.“ Neben diesem Gedenktag brauche es nach Heimowskis Einschätzung noch „regelmäßige Anstöße und nachhaltige Projekte, um den Missbrauch von Kinder für Kriegszwecke zu verhindern“.

Von: Norbert Schäfer

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