Die Zukunft der Aramäer in ihrer historischen Heimat ist bedroht. Erzbischof Timotheos fürchtet das Aussterben der aramäischen Kultur. Ein Beitrag im aktuellen Focus beschäftigt sich mit der schlimmen Lage der Christen vor Ort.
Ein großes Erbe der aramäischen Christen: Kloster Mor Gabriel. Ihre aktuelle Lage ist alles andere als berauschend, beschreibt ein Bericht des Focus
Viele Aramäer befänden sich auf der Flucht, weil sie zwischen die Fronten der türkischen Armee und der PKK-Kämpfer geraten sind, heißt es in dem Focus-Artikel vom Samstag. Orte, in denen hauptsächlich Christen wohnen, seien zur militärischen Sicherheitszone erklärt und eine Ausgangssperre verhängt worden. Für aramäische Christen gehört dieser Zustand zu ihrer Geschichte dazu.
Ende der christlichen Minderheit schien nahe
Vor 100 Jahren wurden sie zusammen mit den Armeniern von den Osmanen verfolgt und überlebten nur mit Not. Ende der 90er-Jahre flohen viele aufgrund des Krieges zwischen Türken und Kurden nach Europa. Sie sind heute hauptsächlich in der Südosttürkei beheimatet, wo noch viele Kirchen und Klöster von der reichen Geschichte zeugen. „Das Ende der christlichen Minderheit schien nah – doch dann begann eine historische Umkehr“, schreibt der Focus.
Viele kehrten Anfang des 21. Jahrhunderts in ihre ursprüngliche Heimat in der Türkei zurück. Ihre aktuelle Lage ist trostlos. Vieles, was sie im letzten Jahrzehnt aufgebaut haben, fiel Bränden im Zuge der Kämpfe zwischen Türken und Kurden zum Opfer. Viele der Aramäer fliehen jetzt wieder in die andere Richtung: nach Deutschland. Die wenigen, die geblieben sind, leiden unter einer Ausgangssperre.
Zukunft steht auf des Messers Schneide
Auch in vielen anderen christlichen Dörfern und Städten herrscht in diesem Sommer gespenstische Leere. Wenn die Kämpfe noch länger andauerten, stehe die Zukunft der Christen auf des Messers Schneide. Die wenigen verbliebenen Christen kauerten im Innenhof ihrer Kirche zusammen und „lauschen angsterfüllt dem Geschrei und den Schüssen draußen. Selbst tagsüber wagen sie sich nicht mehr aus ihrem Viertel heraus“, sagt der christliche Stadtrat Gebro Jokus, der deshalb seit Wochen nicht mehr zu Stadtratssitzungen geht.
Bis vor 50 Jahren war die Stadt fast ausschließlich von Christen bewohnt. Mittlerweile sei ihre Zahl sehr überschaubar. Viele wählten die Flucht. Sie selbst werden weiterleben, aber „ihr Glaube, ihre Sprache und ihre Kultur aber werden sich in der Diaspora verlieren“, fürchtet Mor Timotheos, der Erzbischof von Tur Abdin. Er fordert ein politisches Eingreifen von Europa, um zu vermeiden, dass die islamischen Kämpfer „die ganze Welt unterwerfen.“
Die Aramäer wanderten vermutlich im 13. Jahrhundert vor Christus in Mesopotamien ein. Sie nahmen als Erste die Lehre Jesu Christi an, dessen Muttersprache Aramäisch war. Sie sind überwiegend Anhänger des syrisch-orthodoxen Glaubens und sprechen noch heute die Sprache Jesu. (pro)
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