Humanistisch gesinnte Muslime warnen davor, Flüchtlinge, die nach Deutschland kommen, radikalen Islamisten zu überlassen. Nachhaltige Konzepte sollen Abhilfe schaffen.
Von PRO
Foto: pro / Norbert Schäfer
Ahmad Mansour ist Sprecher des Muslimischen Forum Deutschland
Der palästinensische Psychologe Ahmad Mansour, Sprecher des humanistisch-liberalen Muslimischen Forums Deutschland, hat davor gewarnt, Flüchtlinge, die nach Deutschland kommen, radikalen Islamisten zu überlassen. Gegenüber der Tageszeitung Die Welt erklärte Mansour am Dienstag seine Bedenken darüber, wer bei der Integration der Flüchtlinge von muslimischer Seite mithelfen soll. „Dass die konservativen muslimischen Verbände bei der Integration von Flüchtlingen aus islamischen Ländern eine maßgebliche Rolle spielen sollen, halte ich für ein vollkommen falsches Signal“, sagte Mansour der Zeitung.
„Wir müssen die Menschen, die zu uns kommen, erreichen“, erklärte Mansour bereits am Freitag auf einer Pressekonferenz. „Tun wir das nicht, tun es später die Islamisten.“ Auf der Pressekonferenz appellierte Mansour dafür, Konzepte zur Vermittlung von Normen zu entwickeln, die auf dem gesamtgesellschaftlichen Konsens und dem Grundgesetz basieren. Dies geschehe nicht nur dadurch, dass man die Grundgesetze dieses Landes ins Arabische, Türkische oder Kurdische übersetze. Dazu benötige man nachhaltige Konzepte, um die Menschen für diese Normen zu gewinnen.
Mansour rief dazu auf, eine Wertedebatte innerhalb der Gesellschaft zu führen, um diese Werte auch an die Flüchtlinge zu vermitteln. „Wir wissen, dass Salafisten vor Flüchtlingslagern und -heimen stehen. Wir wissen, dass sie anwerben“, sagte Mansour und weiter: „Ich warne davor, die Flüchtlinge als potenzielle Extremisten zu sehen. Die Anfälligsten sind nicht die Flüchtlinge, sondern vor allem die Jugendlichen, die hier aufgewachsen sind.“
Kanada als Vorbild bei der Betreuung durch Sozialarbeiter
Zugänglich für das Anwerben der Salafisten seinen vor allem die zweite und dritte Generation. „Die Mehrheit der Flüchtlinge sind Menschen, die wegen des Islamismus Schutz in Europa suchen“, erklärte Mansour. Anfällig würden diese Menschen, wenn sie hier keine Perspektive erhielten, wenn die Menschen sie hier ablehnten, wenn sie diskriminierend oder rassistisch behandelt würden oder „sie im Stich gelassen werden“. Mansour forderte eine nachhaltige und intensive Betreuung der Flüchtlinge, etwa im Stile Kanadas, wo jeder Flüchtling über mehrere Monate von einem professionellen Sozialarbeiter bekleidet werde.„Wir müssen intensiv in den Schulen arbeiten. Das heißt: Nicht nur Deutsch vermitteln – was unglaublich wichtige ist – sondern auch die Werte vermitteln. Wir müssen auch auf der lokalen Ebene arbeiten, da wo sich die Menschen bewegen“, sagte Mansour und nannte etwa das Frauenfrühstück in der Moschee oder den Abendkaffee als Beispiel. „Es geht darum, in den Diskurs, in einen Dialog mit den Menschen zu kommen. Nur dadurch können wir die Ängste, die diese Menschen mit diesem für sie fremden Land verbinden, wegnehmen und ihnen einen positiven Bezug zu diesem Land vermitteln.“ Das sei eine sehr langfristige Arbeit.
Zum Muslimischen Forum Deutschland, das für Demokratie und Menschenrechte eintritt, gehören Schiiten, Aleviten, Jesiden, aber auch christliche Unterstützer. Das Muslimische Forum Deutschland wurde auf Initiative der Konrad-Adenauer-Stiftung im April 2015 gegründet. (pro)
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