Fliege kritisiert Kirche und Medien

Es war eine brisante Begegnung: Der TV-Pfarrer Jürgen Fliege und Wolfgang Baake, Geschäftsführer des Christlichen Medienverbundes KEP, haben auf dem "Medienforum 2011" gemeinsam an einer Podiumsdiskussion teilgenommen. Der umstrittene Theologe Fliege nutzte den Auftritt für Kritik an Kirche und Medien.
Von PRO

Neben Fliege und Baake saßen auch René Karich, Chef des Deutschen Christlichen
Fernsehens, Sven Waske, Leiter der Onlineredaktion der Evangelischen Kirche in
Deutschland (EKD), und Thomas Schiller, Chefredakteur des Evangelischen Pressedienstes (epd), auf der Bühne. Studenten der Hochschule Mittweida hatten die Diskussionsrunde für das "Medienforum 2011" organisiert. Das Thema: "Medien – Segen oder Fluch?". Dass die Medien für Fliege momentan eher ein Fluch als ein Segen sind, ließ er durchblicken. Schließlich hatte die Evangelische Kirche im Rheinland (EKiR) nach Veröffentlichung eines "Welt"-Artikels über Fliege ein Disziplinarverfahren gegen ihn eingeleitet.

"Thema der Kirche: Nicht Sozialethik, sondern Mystik"

Die Medien hätten die Macht, einen Menschen "in den Sarg oder ins Krankenhaus"
zu bringen. Man sei gut beraten, negativen Druck nicht zu bekämpfen. Außerdem würden Christen ihren Gebeten nicht genug zutrauen. Wer mit dem "Herzen unterwegs" sei, würde wissen: "Der liebe Gott, das Universum, wer auch immer" beschütze ihn. Fliege wendete sich direkt ans Publikum: Jeden Tag würden 1.000 Menschen die Kirche verlassen – "ein ganzer ICE-Zug". Nichts habe sich in der Kirche in den letzten 50 Jahren geändert, 90 Prozent der Gottesdienste seien "langweilig". "Das Thema der Kirche ist nicht Sozialethik, sondern Mystik!", findet er.

Dem widersprach Wolfgang Baake: Er könne ihm aus dem Stand zahlreiche
Freikirchen und Kirchengemeinden nennen, "in denen ganz viel passiert, in denen
Menschen Hilfe erfahren." Er sei dankbar dafür, dass sich die Kirche sehr wohl
verändert habe. Dass Gottesdienste generell langweilig seien, sei ein unfairer Vorwurf. "Diese Pauschalisierung lehne ich ab", sagte Baake. Das bedeute aber nicht, dass die Kirche frei von Fehlern sei.

Mehrmals unterbrach Fliege die Moderatorin Angela Elis. Die beklagte, dass sie leider keinen katholischen Medienfachmann zu Gast hätten, der zu den Missbrauchsskandalen Stellung nehmen könnte. Fliege zwinkerte dem Publikum zu: "Ja, keine Frauen, keine Katholiken…" Elis wirkte irritiert, ignorierte die Kommentare aber. Später wurde es der Moderatorin dann doch zu bunt – als Fliege das machte, was er am besten kann: Den anderen Gästen Fragen stellen, nachhaken, kurz: moderieren. "Diese Frage lasse ich noch zu, Herr Moderator Fliege", ermahnte ihn die "echte" Moderatorin Elis. Sie drehte sich weg, Fliege lächelte verschmitzt ins Publikum und legte seinen Zeigefinger auf den Mund. Er erntete ein paar Lacher.

Außerdem verteidigte Fliege seine umstrittene Aussage, Gott sei "der Gangster da
oben". Wenn Leid geschehe, halte man Gott deswegen zunächst für einen Gangster. Aber eine Gangstererfahrung bleibe keine Gangstererfahrung, sondern sie werde irgendwann zur Gotteserfahrung.

"Wie kann man die wichtigste Botschaft der Welt vermitteln?"

Baake erklärte, was der Grund für Christen sei, sich in den Medien zu engagieren. Die Frage sei, wie man die wichtigste Botschaft der Welt heutzutage an die Menschen vermitteln könne. Vorbildlich mache dies zum Beispiel "ERF Medien" oder die Evangelische Nachrichtenagentur idea. Christliche Medienorganisationen würden die Menschen gerade deswegen erreichen, weil sie das Proprium des Glaubens im Fokus behielten. Für ihn stehe das Jesuswort aus dem Johannesevangelium (14,6) im Zentrum: "Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater als durch mich", zitierte Baake. "Dummerweise ist der Satz von Buddha", winkte Fliege ab. Baake widersprach. Aber Fliege wiederholte: "Doch, der ist von Buddha. Googlen Sie‘s doch mal." (pro)

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