„Festival of Hope“: Kritik an Graham-Auftritt

Am 7. Oktober will Franklin Graham in der Essener Grugahalle zum Glauben rufen. Daran regt sich nun scharfer Widerstand von LGBT-Aktivisten. Der Evangelist reagiert gegenüber PRO gelassen.
Von Nicolai Franz
Franklin Graham,

Am 7. Oktober soll Franklin Graham in der Grugahalle in Essen predigen. Den Rahmen dafür bietet das evangelistisch ausgerichtete „Festival of Hope“. Organisiert wird das Festival von der „Billy Graham Evangelistic Association“ (BGEA).

Billy Graham, einer der bekanntesten Evangelisten des 20. Jahrhunderts, hatte 1993 bei „ProChrist“ am selben Ort gepredigt. Nun soll sein Sohn und Nachfolger, Franklin Graham, in seine Fußstapfen treten und das deutsche Publikum zum Glauben rufen. Doch das passt nicht allen.

Der Lesben- und Schwulenverband Nordrhein-Westfalen (LSVD) forderte am Sonntag in drastischen Worten die Absage des Auftritts. Außerdem solle das Festival „vom Staatsschutz überwacht“ werden. Als Grund gibt der LSVD an, dass Franklin Graham „immer wieder durch Predigten aufgefallen“ sei, „die unserer Einschätzung nach homophob sind“. Es sei zu befürchten, „dass auch Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene beim Festival of Hope mit den aus unserer Sicht homo- und transphoben Aussagen des Predigers konfrontiert werden“.

Graham weist Kritik zurück

Als Beispiel nannte der LSVD einen Artikel, in dem Graham Sympathien für das russische Gesetz gegen „Homo-Propaganda“ geäußert habe, die Adoption von Kindern durch homosexuelle Paare habe er als „Rekrutieren von Kindern bezeichnet“, Homosexuelle habe er als „Feinde“ bezeichnet. Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen (CDU) habe als Aufsichtsratsmitglied der Messe Essen eine besondere Verantwortung, sich für „LSBTIQ*“ einzusetzen.

Auf PRO-Anfrage reagierte Franklin Graham auf die Vorwürfe. „Das ist nichts Neues“, teilte er mit, und weiter: „Es sind dieselben Lügen, die immer und immer wieder wiederholt worden sind. Es ist bedauerlich, dass Kommentare aus der Vergangenheit aus dem Zusammenhang gerissen und als hasserfüllt dargestellt werden, um das bevorstehende Festival of Hope in der Grugahalle zu stören.“

Er könne den Menschen in Deutschland versichern, dass er nicht komme, um gegen jemanden zu sprechen, sondern „um den Menschen in Essen und Nordrhein-Westfalen von Gottes Liebe zu ihnen zu erzählen und davon, dass Jesus Christus auf die Erde kam, um uns von unseren Sünden zu erlösen. Wir sind alle Sünder – auch ich.“ Das sei keine Botschaft des Hasses, sondern eine Botschaft der Liebe.

Graham wehrte sich auch gegen die Forderung, die Veranstaltung durch den Staatsschutz überwachen zu lassen. Die BGEA arbeite eng mit den Veranstaltungsorten und den Sicherheitsbehörden zusammen, um die Sicherheit bei ihren Veranstaltungen zu gewährleisten. In 73 Jahren des öffentlichen evangelistischen Dienstes habe noch nie eine Veranstaltung der BGEA die öffentliche Sicherheit gefährdet oder zu Gewalt aufgerufen.

„Jeder, dem Vielfalt, Integration und Toleranz wirklich am Herzen liegen, sollte über Versuche, andere zum Schweigen zu bringen und auszugrenzen, besorgt sein, insbesondere wenn sie auf religiösen Überzeugungen beruhen.“

Im Jahr 2020 waren in Großbritannien mehrere Veranstaltungen mit Franklin Graham aufgrund ähnlich lautender Kritik abgesagt worden. „Das Evangelium stößt immer auf Widerstand, das ist nichts Neues“, kommentierte das der Evangelist. Diese Fälle seien aber „positiv geklärt“ worden.

Am „Festival of Hope“ arbeiten laut Veranstalterangaben 270 Kirchen verschiedener Konfessionen aus Nordrhein-Westfalen mit.

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