Fernsehexperten raten Bischöfen: Medien besser nutzen

Die Deutsche Bischofskonferenz hat sich auf ihrer Herbst-Vollversammlung in Fulda schwerpunktmäßig mit dem Thema „Kirche und Medien“ befasst. Die Bischöfe berieten in Zusammenarbeit mit Medienexperten über eine intensivere Nutzung neuer Medien – und die Gründung eines eigenen Fernsehsenders.
Von PRO

„Wir müssen verstärkt die Medien nutzen“, sagte Erzbischof Robert Zollitsch, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, am Freitag in Fulda vor Journalisten. Fernsehen, Radio und Printmedien hätten nach wie vor eine große Bedeutung für die Information der Menschen, doch das Internet dürfe auch die Kirche nicht vernachlässigen.

Kirche muss ins WWW

„Die Präsenz der Kirche im Internet wird für uns in den kommenden Jahren ausgebaut, dazu gehört auch die Einbindung von bewegten Bildern“, so Zollitsch. Zudem werde die Gründung eines eigenen katholischen Fernsehsenders geprüft, der als Fortsetzung der Aktivität im Online-Bereich entstehen könnte. „Noch ist keine Entscheidung gefallen, eine Kommission wird sich jedoch intensiv mit dieser Frage befassen“, kündigte der Erzbischof an.

Medien richtig nutzen

Die Vollversammlung der Bischöfe hatte am Mittwoch zu ihrem Studientag „Kirche und Medien“ den Abteilungsleiter Neue Medien beim Mitteldeutschen Rundfunk (MDR), Georg Maas, die Leiterin des Instituts für Demoskopie Allensbach, Renate Köcher, den Programmdirektor des ZDF, Thomas Bellut, und den Chefredakteur des Nachrichtensenders N24 und von SAT.1, Peter Limbourg, eingeladen. Der Studientag fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt und diente den Beratungen der Bischöfe über das weitere Engagement und die Präsenz der katholischen Kirche in den Medien. „Alle haben uns geraten, in Zukunft in das Internet zu investieren“, so Zollitsch. Köcher präsentierte den Bischöfen die Ergebnisse der Zuwächse von Nutzerzahlen in den einzelnen Mediengattungen. „Sie warnte gleichzeitig davor, auch angesichts der Zuwächse von Nutzerzahlen im Internet traditionelle Medien wie Zeitung, Hörfunk und Fernsehen abzuschreiben und betonte vor allem, dass man die Stärken der unterschiedlichen Medien beachten müsse“, erklärte Zollitsch.

Eigener Fernsehsender wird „geprüft“

Konkrete Schussfolgerungen für die katholische Kirche hätten ZDF-Programmdirektor Bellut und N24-Chefredakteur Limbourg gezogen. „Beide plädierten dafür, dass die Kirche ihr Engagement im elektronische Bereich stärken solle. Sie sahen große Chancen im Ausbau des Internetangebots, das die Möglichkeiten offen halten könne, zu einem späteren Zeitpunkt auch eine Verbreitung über Kabel oder Satellit zu prüfen“, sagte der Erzbischof. Bellut und Limbourg sind Berater der Publizistischen Kommission der Bischofskonferenz. Gleichzeitig, so Zollitsch weiter, will die katholische Kirche weiterhin die eigene Journalistenausbildung und medienpädagogische Angebote ausbauen.

Flüchtlingsfrage und EU-Länder

Weitere Themen der Herbst-Vollversammlung waren zudem die Situation der Christen im Irak, in China und Indien, der Moscheebau in Deutschland oder die Initiative zur Widereinführung des Religionsunterrichts in Berlin, die von der katholischen Kirche unterstützt wird. Die verkündeten Planungen der Innenminister der Europäischen Union (EU) am Donnerstag, die Aufnahme von verfolgten Christen in die EU-Länder aufzunehmen, bezeichnete Zollitsch als „Fortschritt“, wenngleich sich nicht nur seine Kirche eine zügigere Entscheidung wünsche. Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) habe ihm in Gesprächen versichert, dass die Bundesrepublik in dieser Frage „keinen Alleingang“, sondern im Einvernehmen mit den EU-Ländern eine Lösung anstrebe. Diese Haltung sei nachvollziehbar, so Zollitsch.

Grundsätzliches Ja zum Moscheebau

Vor dem Hintergrund der in mehreren deutschen Städten teilweise heftig geführten Debatten über den Bau von repräsentativen Moscheen will sich die Bischofskonferenz weiterhin „für ein friedliches und gedeihliches Zusammenleben“ zwischen Christen und Muslimen einsetzen. „Moscheen dürfen in den Städten durchaus sichtbar sein“, sagte Zollitsch.

„Die Genehmigung von Moscheebauten in Deutschland darf nicht davon abhängig gemacht werden, dass den Christen in muslimischen Ländern in gleicher Weise Möglichkeiten zur Errichtung von Kirche eingeräumt werden“, heißt es in der verabschiedeten Erklärung zum Moscheebau. „Gerade weil wir Christen die Einschränkungen der Religionsfreiheit in muslimisch geprägten Ländern ablehnen und verurteilen, setzen wir uns nicht nur für die Rechte der dortigen Christen ein, sondern auch für die Rechte der Muslime bei uns“, heißt es in der Erklärung weiter. Dennoch richteten die Bischöfe „mit Nachdruck“ ihre Erwartung an die hier lebenden Muslime, sich für die Recht der Christen und Kirchen in ihren Heimatländern einzusetzen.

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