"Unsere Gesellschaft braucht Ermutiger und Hoffnungsspender" wie etwa den biblischen Paulus, sagte Felmberg. Die Menschen könnten darauf vertrauen: "Gott hat uns diesen Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit gegeben. Er will erkennbar in unseren beruflichen und privaten Zusammenhängen wirken." Die Wahlmänner und -frauen rief er zur Besonnenheit auf, wie die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) mitteilte. "Begierde nach größtmöglichem Ansehen, oder politisches Kalkül zur Wahrung parteipolitischer Interessen sind für den Geist der Besonnenheit vielleicht nicht immer die am meisten geeigneten Berater."
Liebe statt Furcht – auch in der Politik
Anlässlich der Wahl des neuen Bundespräsidenten rief der Bevollmächtigte des Rates der EKD zur Entschlossenheit auf: "Die Furcht lässt uns kaum Wege finden. Sie lässt nur kurze Schritte zu und bringt uns schnell aus dem Gleichgewicht." Gott habe den Menschen dagegen "drei gute Dinge" gegeben: "Der Geist der Kraft lässt uns gemeinsam um einen guten Weg ringen", sagte Felmberg. Der Geist der Kraft brauche viele Träger in Politik, Gesellschaft und Kirche. Der Geist der Liebe zeige sich in einer akzeptierenden, wertschätzenden und anerkennenden Haltung. "Wer diese nüchterne Liebe übt, betritt einen Raum, in dem Offenheit und Vertrauen miteinander in Frieden leben", sagte Felmberg und bezog dies auch auf den Raum politischer Entscheidungen. Ein Miteinander sei hier entscheidend. "Das Evangelium funzelt nicht vor sich her. Jeder, der mit Gottes Wort in Berührung kommt, weiß, dass er Freiheit gewonnen hat. Freiheit, aufzutreten, zu sprechen, hinauszugehen und niederzureißen, was sich und andere klein macht. "
"Es gibt ein Leben nach der Wahl", sagte Felmberg. "Es gehört auch zu dir. Und es ist gutes Leben. Ein ehrenvolles Leben. In Kraft und Liebe. In Anerkennung deiner Verdienste und in Gottes Vergebung aus Gnade. Ein Leben im Glauben an das Gute im Menschen und an eine Welt, die es verdient hat, dass du dich um sie kümmerst – mit Geist und Verstand."
Gutes tun, statt sich um das Image zu sorgen
Prälat Karl Jüsten, Leiter des Katholischen Büros in Berlin, rief Politiker und Repräsentanten von Kirche und Gesellschaft zur Gewissenserforschung auf: "Insbesondere wir Katholiken spüren angesichts von dramatischem Fehlverhalten, dass nur Wahrhaftigkeit und Entschiedenheit zum Guten der richtige Weg sein kann." Jüsten betonte weiter, wer Vertrauen verloren habe, dürfe nicht bei der Klage um den Verlust der Glaubwürdigkeit stehenbleiben. Das gelte nicht nur für die Kirche, sondern auch für Politik und Wirtschaft: "Den Verlust des Vertrauens und der Glaubwürdigkeit zu beklagen, ist wohlfeil und führt nicht weiter. Vertrauen von anderen ist ein Geschenk. Glaubwürdigkeit ist eine Frage der eigenen Persönlichkeit, der Ehrlichkeit, der guten Absichten. Wir im politischen Betrieb und in der Wirtschaft, wir in den Institutionen des Staates und der Gesellschaft sollten uns deshalb keine Strategien ausdenken und uns nicht sorgen um unser Image. Wir sollten das Gute anstreben und es auch tun!" (pro)