Unter der Überschrift „Warum der neue Atheismus unsere Kultur verflacht“ schreibt F.A.Z.-Autor Ritter, das Buch „Der Gotteswahn“ von Dawkins und „Der Herr ist kein Hirte. Wie Religion die Welt vergiftet“ von Christopher Hitchens hätten „ein so großes Echo gefunden, als wäre der Streit zwischen Biologie und Religion zum ersten Mal ausgebrochen“. Herausgefordert durch die so genannte „Wiederkehr der Religion“ hätten Dawkins und seine Mitstreiter christentumsfeindliche Töne angeschlagen, „wie sie von Seiten der Wissenschaft lange nicht mehr zu hören waren“.
Darwin, die Evolution und der Unglaube
Dabei ruft der F.A.Z.-Autor in Erinnerung, in welchem Konflikt der Erfinder der Evolutionstheorie, Charles Darwin, stand, und in dem viele noch heute stehen: Glaube an einen Schöpfergott auf der einen Seite und naturwissenschaftliche Beobachtungen, die die Evolution nahelegen, auf der anderen. Miteinander vereinbar war beides für Darwin nicht. Der ehemalige Theist wurde mehr und mehr zum Agnostiker, wie er sagte.
Dawkins‘ Buch „Der Gotteswahn“, das 2006 erschien, sollte noch einmal betonen, was Darwin nicht deutlich auszusprechen wagte: dass der Glaube nicht nur unvereinbar mit der Evolution sei. Doch nicht nur das: gefährlich sei er. Wer an ein höheres Wesen glaube, leide an einem „Fieberwahn“, ist Dakwins überzeugt. Verständlich, dass nicht jeder diese Botschaft ohne weiteres schlucken wollte, so stark das Interesse am „neuen Atheismus“ in letzter Zeit auch geworden ist. Immerhin ist Religion etwas, das in fast allen Völkern der Erde vorkommt.
Gentleman gegen Polemiker
Alister McGrath, Theologe und – wie sein Kontrahent – Biologe, wolle mit seinem Buch „Der Atheismus-Wahn“ (erschienen im Verlag Gerth Medien) eine „pünktliche Berichtigung und Widerlegung einer Reihe von Thesen von Richard Dawkins sein“, schreibt Ritter. Dabei halte er sich „strikt an die üblichen Regeln wissenschaftlichen Argumentierens“, stellt er fest. McGrath bemühe sich dabei – im Unterschied zu seinem Kontrahenten Dawkins – „um die Einhaltung des Schicklichen“. Soll heißen: Gentleman gegen Polemiker.
Die Grundthese von McGrath ist, dass Wissenschaft und Religion miteinander verträglich seien. Er betont, dass Dawkins im Grunde gegen Windmühlen kämpfe, denn laut einer Umfrage bezeichneten sich ganze 40 Prozent der Naturwissenschaftler selbst als religiös.
Theologie und Glaube haben eine ganze Kulturgeschichte hinter sich, das haben auch Dawkins und die überzeugten Atheisten erkannt. Daher zielten sie auch in großem Maße darauf ab, die Kultur zu verändern. „Es geht also um Kultur, wie auch der so genannte neue Atheismus sich als kulturelle Auseinandersetzung, ja als Kulturkampf versteht“, schreibt Ritter. „Mit der Autorität der Biologie macht sich Dawkins anheischig, die Krankheit, die er diagnostiziert hat, auch zu heilen: durch kulturelle Stigmatisierung.“ Religion erklärt Dawkins kurzerhand insgesamt zu einer Fehlentwicklung der Evolution. (PRO)
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