FAZ: Pfarrer als „Experte für die zweite Chance“

Früher wog Thomas Stephan 230 Kilo. Er lebte in einer „Spirale der Sucht“, wie er heute sagt. Er entdeckte das Laufen als spirituelle Übung für sich – und nahm drastisch ab. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung porträtiert den evangelischen Pfarrer in ihrer Samstagsausgabe.
Von PRO
Der evangelische Pastor Thomas Stephan wog früher 230 Kilo; heute läuft er Marathon und Ironman, berichtet die FAZ

Der 45-jährige Thomas Stephan blickt auf eine außergewöhnliche Entwicklung zurück. Er selbst sei bereits einmal „dem Tod von der Schippe gesprungen“. In seiner Gemeinde, der Paul Gerhardt Gemeinde in Frankfurt am Main, spricht er an dem Sonntag, an dem ihn der FAZ-Autor Philipp Krohn begleitet, über die Arche Noah. Gott habe dem Menschen eine zweite Chance gegeben, ihm ein neues Leben ermöglicht, predigt Stephan. „Die Gemeinde hört gebannt zu, lacht dezent, als er davon spricht, wie Gott auf seiner Tastatur die ‚Reset‘-Taste betätigt habe.“ Für die zweite Chance sei Thomas Stephan Experte, schreibt die FAZ.
Denn früher war er extrem dick. 230 Kilogramm habe er gewogen. Schon als Kind habe er Probleme mit großen Heißhunger nach Süßigkeiten gehabt. „Scherze, Schimpf und Schande begleiten ihn auf Schritt und Tritt.“ Auch im Studium erlebte er viel Ablehnung. Die Traurigkeit versucht er mit Essen zu lindern. Wie eine Spirale der Sucht beschreibt er diese Zeit.
Für eine Frau, die er liebt, will er dann alles aufgeben. Sie spricht sechs bedeutende Worte zu ihm: „Für mich musst du nicht abnehmen.“ Doch durch eine strikte Diät hungert er sich auf ein Normalgewicht herunter. Heute wiegt er 80 Kilogramm. Da beim Abnehmen überflüssige Haut am Körper entsteht, muss er sieben Mal operiert werden. Narben bleiben zurück. Oft öffneten sich Wunden, einmal besonders schlimm. „Wäre er nicht rechtzeitig ins Krankenhaus gefahren, hätte ihn das sein Leben gekostet.“
Schließlich begann Stephan mit dem Laufen. Er droht ins andere Extrem zu fallen: Magersucht.
„Aber der Sport hat für ihn eine spirituelle Komponente.“ Vom Theologen Friedrich Schorlemmer kenne er das Zitat: „Nur wer Unmögliches will, wird das Potential des Möglichen ausschöpfen.“ Stephan läuft einen Marathon, später auch einen Ironman.
Auf der Webseite seiner Gemeinde stellte er sich als neuer Vikar mit den Worten vor, schon seit seiner Konfirmation sei er in der kirchlichen Kinder- und Jugendarbeit aktiv gewesen. Nach seinem theologischen Examen arbeitet er für die Kommission der Kirchen für Migranten in Europa (CCME) in Brüssel. Diese ökumenische Organisation vertritt Kirchen aus ganz Europa gegenüber den europäischen Institutionen in Fragen von Migration, Asyl, Rechten und Schutz von Migranten.
Mit der Beziehung zu der Frau wurde es zwar nichts, doch beide seien „gute Freunde“ geblieben. Gegenüber Frauen sei er immer noch etwas unsicher, sagt Stephan. Er geht in seinem Job als Pfarrer auf. Im Vergleich zu seinem alten Leben sei er nun „auf einem neuen Planeten“. (pro)

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