Schneider verteidige die Orientierungshilfe „trotz offenkundiger Mängel“. Homosexualität werde in der Bibel „nicht mal so und mal anders bewertet, wie das Papier nahelegt, sondern durchweg negativ“, schreibt der Journalist in einem Leitartikel der FAZ. Den Grund dafür meint er in der „linksprotestantischen“ Denkart des Vorsitzenden des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gefunden zu haben.
Dazu gehörten unter anderem die „Geringschätzung Luthers und der Bekenntnisschriften" oder die „auffällige Hochschätzung sozialistischer Politikmodelle (im vorliegenden Fall: die Familienpolitik der SED)“.
„Nur ein Symptom des Rückschritts“
Im Unterschied zu seinem Vor-Vorgänger Wolfgang Huber habe sich Schneider nicht von diesem Denken lösen können. Außerdem nennt Bingener einige Beispiele für Fehler, die Schneider gemacht habe: Seinen Umgang mit dem Finanzskandal der Evangelischen Kirche im Rheinland, das Disziplinarverfahren gegen den Bevollmächtigten Bernhard Felmberg und die Tatsache, dass die evangelischen Bischöfe das Familienpapier erst einen Tag vor Veröffentlichung erhielten, während die katholische Kirche und „kircheneigene Medien“ es schon lange vorher kannten.
Nach Bingeners Ansicht habe Schneider die Kirche nicht voran gebracht. Er diagnostiziert: „Die EKD ist wieder dort angekommen, wo sie vor Wolfgang Huber stand. Die Mängel des Familienpapiers sind nur ein Symptom des Rückschritts.“ (pro)