F.A.Z.: Christliche Konservative in den USA sind „weicher“ geworden

L y n c h b u r g (PRO) - "Es ist eine neue Generation geistlicher und auch politischer Führer der Evangelikalen herangewachsen, die zwar mehrheitlich mit den Republikanern sympathisieren dürften, sich aber zentristischen und gemäßigten Demokraten nicht von vornherein verschließen." Dies schreibt der USA-Korrespondent der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (F.A.Z.) anlässlich der Beerdigung des 77-jährigen Baptisten-Predigers Jerry Falwell am Dienstag.
Von PRO

Falwell trug mit seinem 1979 gegründeten Interessenverband „Moral Majority“ (Moralische Mehrheit) maßgeblich dazu bei, dass Ronald Reagan 1980 und 1984 amerikanischer Präsident wurde. Auch die „republikanische Revolution“ von 1994 unter Newt Gingrich sei erst durch Falwells Unterstützung möglich geworden, schreibt F.A.Z.-Autor Matthias Rüb. Damals sorgte der einstige Sprecher des Repräsentantenhauses dafür, dass die Mehrheit der Demokraten darin nach 40 Jahren endete. Das „Time“-Magazin kürte Gingrich dafür 1995 zum „Mann des Jahres“. „Bis weit in die siebziger Jahre hinein waren die konservativen Weißen des amerikanischen Südens, zumal die Christen, Stammwähler der ‚alten‘ Demokratischen Partei, ehe sie seit den Zeiten Reagans zum entscheidenden Machtfaktor für die Republikaner wurden“, so der F.A.Z.-Korrespondent.

Am Dienstag wurde Jerry Falwell auf dem Campus der von ihm 1971 gegründeten „Liberty University“ beigesetzt. Er war am 15. Mai an Herzversagen in seinem Büro gestorben. Die Universität in Falwells Heimatstadt Lynchburg in Virginia gilt als die größte Evangelikalen-Universität der Welt.

Der Nachwuchs der Evangelikalen ist beweglicher

Die einstigen Weggefährten Falwells sind kaum jünger als er: da sind Pat Robertson (77), Gründer der „Christian Coalition“, der 71 Jahre alte James Dobson von „Focus on the Family“ und der 76 Jahre alte James Kennedy, Mitbegründer der „Moral Majority“. „Doch gegen die These, dass die Evangelikalen den Zenit ihrer politisch-gesellschaftlichen Macht überschritten hätten wie ihre Führungsfiguren jenen ihrer eigenen Lebenszeit (…), spricht der Umstand, dass es Dutzende von charismatischen evangelikalen Pastoren mit ihren jeweils eigenen Megakirchen gibt, die die Fackel des Glaubens mit politischer Relevanz weitertragen“, schreibt Rüb.

„Zu nennen sind etwa Rick Warren in Kalifornien, Joel Osteen und der schwarze Bischof T. D. Jakes in Texas, Bill Hybels in Illinois. Sie bilden ein dezentrales Netz, dessen Beweglichkeit nicht mehr durch eine starre rechtskonservative Ideologie wie bei der Gründergeneration eingeschränkt ist. Es sind Pastoren, die den Umweltschutz als Auftrag zur Bewahrung von Gottes Schöpfung als politisches Thema für die Evangelikalen entdecken; die den weltweiten Kampf gegen die Immunschwächekrankheit HIV/Aids als Gebot der globalen Nächstenliebe verstehen“. Sie seien „zwar gegen die Homosexuellenehe“, so Rüb, doch ihr „liebender Blick“ auf diese „Gotteskinder“ sei nicht mehr durch „unauslöschliche Vorbehalte gegen Homosexuelle“ verstellt. Auch Vorbehalte gegen Abtreibung und Stammzellenforschung seien bei der jungen Generation ebenso zu finden wie bei Falwell und Co., doch pflegten sie einen Dialog „über die weltanschaulichen Lager hinweg“, anstatt „einen Kulturkrieg austragen zu wollen“.

Der Konservatismus der neuen Generation sei „weicher“ geworden, schreibt Rüb. „Denn anders als die (…) Generation der Gründerväter um Falwell müssen sie sich nicht erst Gehör verschaffen. Längst werden sie gehört – Sonntag um Sonntag in ihren Megakirchen, Tag um Tag auf ihren Radiostationen und Fernsehsendungen.“

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