Kaum ein Buch wurde in Amerika so oft gelesen wie "Leben mit Vision" von Rick Warren. Der internationale Bestseller wurde in 137 Sprachen übersetzt, das wird nur noch von der Bibel übertrumpft. Zehn Jahre nachdem das Buch erschien, hat das amerikanische Magazin "Huffington Post" den vielleicht bekanntesten evangelikalen Pastor der Welt interviewt.
Von PRO
Foto: "Huffington Post" / pro
Rick Warren ist Gründer und Hauptpastor der Saddleback Church in Lake Forest, Kalifornien, die rund 20.000 Mitglieder zählt. Sein Buch "The Purpose Driven Life" (auf Deutsch erschienen unter dem Titel "Leben mit Vision") führte über zwei Jahre die Bestsellerliste der "New York Times" in der Sektion für gebundene Ratgeber an, so lange wie kein anderes Buch zuvor. Es gibt 32 Millionen Kopien des Buches, das nach der Bibel in die meisten Sprachen übersetzt wurde. Gegenüber der "Huffington Post" sagte Warren diese Woche den Grund dafür, warum sein Buch so erfolgreich ist: "Es antwortet auf drei Fragen, die sich jeder Mensch stellt: Was ist meine Bestimmung? Warum bin ich hier? Ist mein Leben wichtig?"
Warren wurde über die Grenzen der USA hinaus auch dadurch bekannt, dass er am 20. Januar 2009 bei der Amtseinführung von Barack Obama das Fürbittengebet sprach. Er nannte Obama damals "mutig", weil er einen konservativen Pastor darum bat, dieses Gebet zu sprechen. Im Interview mit der "Huffington Post" am Mittwoch stimmt Warren kritischere Töne gegenüber dem Präsidenten an. Seine Politik habe die Positionen der Gläubigen nicht gerade gestärkt, findet der Pastor. Vor vier Jahren lud Warren die beiden Präsidentschaftskandidaten Obama und John McCain in seine Gemeinde ein, um ihnen öffentlich Fragen zu stellen. Auch während des diesjährigen Wahlkampfes wollte der Geistliche eigentlich eine derartige Befragung mit den beiden Kandidaten durchführen. Er sagte die Veranstaltung jedoch ab mit der Begründung, dass sich Obama und sein Herausforderer Mitt Romney im Wahlkampf gegenseitig besonders stark angegriffen hätten, anstatt ihre Visionen für die Zukunft darzulegen.
Auch Schwule können in den Himmel kommen
Warren ist der Meinung, dass Homosexualität zwar zu manchen Menschen gehöre, doch das dies nicht bedeute, dass es in Gottes Augen keine Sünde sei. "Auch ich habe bestimmte Gefühle, aber das heißt nicht notwendigerweise, dass ich jedem meiner Gefühle nachgehen und danach handeln sollte." Warren weiter: "Als Christ soll ich jeden Menschen lieben. Ich darf niemanden hassen. Ich respektiere jeden Menschen. Aber das heißt nicht, dass ich mit jedem Menschen übereinstimme. Heutzutage wird immer gleich von Hass geredet, wenn man anderer Meinung ist. Ich hasse aber niemanden. Ich bin auch nicht homophob. Ich habe viele homosexuelle Freunde und habe auf der ganzen Welt mit Homosexuellen zusammengearbeitet."
So wie jeder Mensch ein bestimmtes Weltbild habe, so habe auch er als evangelikaler Pastor eines, und das basiere auf der Bibel. Manche Menschen bauten ihre Werte darauf auf, was gerade in der Kultur "in" sei, andere wiederum darauf, was die Tradition überliefere. Wiederum andere urteilten nur danach, was sie selbst für richtig hielten. "Was wir brauchen, ist ein Dialog, der nicht von Hass und gegenseitigen Vorwürfen geprägt ist. Wir sollten nicht immer sagen: Du bist eine schlechte Person, weil Du anderer Meinung bist als ich."
"Homosexuelle kommen nicht in die Hölle, weil sie homosexuell sind. Wir alle kommen in die Hölle, wenn wir die Gnade Gottes nicht annehmen", erklärt der Geistliche. Auf die Frage des Moderators, ob ein Homosexueller in den Himmel komme, wenn er Christus als seinen Erlöser annimmt, antwortet Warren ohne zu zögern: "Selbstverständlich!"
Schlechtes Image der Evangelikalen durch George W. Bush
Auf die Frage, warum Evangelikale so ein schlechtes Image in den Medien haben, antwortet der Pastor: "Das Wort Evangelium bedeutet ursprünglich: Gute Nachricht. Doch in den acht Jahren der Regierung von Präsident George W. Bush wurde das Wort ‚evangelikal‘ zu einem politischen Begriff. Denn Bush junior war ein evangelikaler Christ. Auf einmal war man, wenn man evangelikal war, in den Augen vieler auch für den Irak-Krieg." Viele, die etwas gegen Evangelikale haben, wüssten nicht einmal genau, wie diese denken, so Warren.
Der Pastor sprach auch über eine neue, aufgearbeitete Version seines Buches "Leben mit Vision". In den zehn Jahren nach der ersten Veröffentlichung habe sich viel verändert, so Warren. Er habe ein Herz für die Generation der Menschen zwischen 20 und 30, die es derzeit schwer habe, einen Job zu finden. Für diese "neue Generation" habe er sein erfolgreiches Buch überarbeitet. "Damals gab es die sozialen Netzwerke im Internet nicht, die ‚Huffington Post‘ gab es noch nicht und so weiter." Zu jedem Kapitel gäbe es nun ein Video mit einer Predigt von ihm, die man online abrufen könne. Außerdem seien zwei Kapitel hinzugekommen. Der Pastor, der auf dem Kurznachrichtendienst Twitter sehr aktiv ist, sagte lachend in die Kamera: "Übrigens: Wenn Sie mir nicht auf Twitter folgen, kommen Sie in die Hölle!"
Das Online-Magazin "Huffington Post" wurde von der amerikanischen Journalistin Arianna Huffington gegründet. Es ging 2005 als Nachrichten- und Kommentarplattform online. Im Jahr 2011 kaufte das Unternehmen AOL die Webseite. AOL plant nach eigenen Aussagen eine deutschsprachige Ausgabe der "Huffington Post". (pro)
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