Fans dringend gesucht

Die Kirche hat wenige Fans – noch viel weniger als Mitglieder, ergab eine Studie. Auch wenn Kirchen etwas anderes sind als ein Fußballclub: Mehr Fans würden den Kirchen guttun. Dazu können Christen und Gemeinden selbst beitragen. Ein Kommentar von Jonathan Steinert
Von PRO
Engagierte und treue Mitglieder – das wünscht sich wohl jede Gemeinde

Dass die Kirchen in Deutschland nicht gerade auf Wachstumskurs sind, ist eine Binsenweisheit. Immer mehr Mitglieder treten aus, immer weniger kommen dazu. Allerdings stehen die Kirchen auch bei ihren Mitgliedern nicht besonders gut da. Nur 14 Prozent der Kirchenmitglieder sind auch Fans ihrer Institution, ergab eine Studie. Damit liegen die Kirchen auf dem letzten Platz von 14 untersuchten Organisationen. Ganz vorn liegen Umwelt- und Naturschutzverbände, gefolgt von Automobilclubs. Aber auch Parteien und Gewerkschaften haben unter ihren Mitgliedern mehr Fans als die Kirchen. Der Fan-Durchschnitt liegt bei einem Viertel.

Mit Recht lässt sich fragen: Braucht eine Kirche Fans? Schließlich sollen die Mitglieder ja nicht die Organisation oder die Gemeinde bejubeln wie einen Fußballverein, sondern Gott anbeten und die Botschaft von Jesus weitertragen. Hier lohnt sich ein Blick darauf, was „Fan“ in dieser Studie eigentlich meint. Hinter dem Konzept steckt ein Marktforschungs- und Beratungsunternehmen, das auf Kunden- und Mitgliederbindung spezialisiert ist. Es geht hier um die Qualität der Beziehung, die jemand zu der Organisation hat, der er angehört, um die emotionale Bindung und die Zufriedenheit.

Gemessen hat das die Studie etwa daran, für wie glaubwürdig und transparent die Befragten ihren Verein halten. Sie kommt zu dem Schluss: Die Glaubwürdigkeit der Kirchen hat in den vergangenen Jahren massiv gelitten. Gerade das ist aber auch unabhängig von der Bindung an die Organisation wesentlich für das christliche Zeugnis: Passen Reden und Tun zusammen? Rede ich nur von Gottes Liebe oder wird sie auch in meinem Leben sichtbar? Predigen wir von Buße und Vergebung oder üben wir sie auch selbst aus? Fordern wir Ehrlichkeit ein oder gehen wir auch mit gutem Beispiel voran? Was hier für die Kirche als Institution gilt, gilt für den Einzelnen genauso.

Glaubwürdig sein mit der eigenen Botschaft

Ein weiterer interessanter Aspekt an diesem Konzept von „Fans“: Sie sind besonders treu, sie engagieren sich gern ehrenamtlich und gestalten mit, sie sind bereit, höhere Mitgliedsbeiträge zu zahlen, sie empfehlen den Verein weiter und gewinnen neue Mitglieder. Ein Traum für jede Gemeinde! Folgt man dieser Idee, wäre schon viel gewonnen, wenn es Kirchen und Gemeinden schaffen, ihre noch vorhandenen Mitglieder besser an sich zu binden. Nicht um der Statistiken willen, sondern weil überzeugte, emotional gebundene, zufriedene Mitglieder das Gemeindeleben selbst beleben und gestalten und damit auch nach außen wirken.

Gerade in und nach der Corona-Krise wird das für viele Gemeinden eine Herausforderung sein, wenn Gemeinde über Monate hinweg auf Distanz organisiert werden musste und teilweise ins Internet verlegt wurde. Wer wird am Ende der Pandemie übrig bleiben, den Gottesdienstraum bevölkern und mitarbeiten, wenn alles wieder normaler laufen kann? Vielleicht kommt es dann gar nicht darauf an, mit möglichst vielen Angeboten wieder an den Start zu gehen. Aber es wird darauf ankommen, dass Kirchen und Gemeinden mit ihrer Botschaft glaubwürdig sind. Die Hoffnung nicht aufzugeben und die Freude am Glauben zu zeigen, gehört dazu.

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