Familienfoto mit Sturmgewehr

Scharfe Waffen und ein Campingwochenende mit der ganzen Familie. Größer kann ein Widerspruch kaum sein. Eine Waffenmesse in den USA bringt beides zusammen. Noch dazu soll Jesus Christus im Mittelpunkt des Events stehen; vor dem Schießen wird erst einmal gebetet. Eine Bildstrecke von Fotojournalist Pete Muller berichtet über die paradoxe Veranstaltung.
Von PRO

Es ist das Familienevent des Jahres. Jeden Sommer zieht es in den USA Jung und Alt, besonders Eltern mit kleinen Kindern, ein Wochenende lang in den „Bible-Belt“. So nennt sich die Gegend der Staaten, die sich von Texas bis nach Florida zieht und eine Hochburg der amerikanischen evangelikalen Szene darstellt. Ziel der Besucher ist das Ozeark-Plateau in Oklahoma. Der Ort bietet das, was die Veranstalter des Events  am meisten benötigen: Freie Flächen mitten in der Wildnis und keine Nachbarn, die sich über Lärm beschweren könnten. Denn laut wird es auf der Waffenmesse „Oklahoma Full Auto Shoot and Trade Show (OFASTS)“, einer der größten Veranstaltungen dieser Art in den USA. Bis spät in die Nacht wird scharf geschossen. Vom Opa bis zum kleinen Enkelsohn darf jeder mal ran.

Die Waffe im Haus

Kleine Kinder an scharfen Waffen und über allem der christliche Glaube – was in Deutschland wie ein Widerspruch klingt, ist für die Einwohner in Oklahoma nichts Ungewöhnliches. So beschreibt es zumindest der Fotograf Pete Muller, der die Veranstaltung mit der Kamera begleitete. Auf der Onlinepräsenz zeit.de veröffentlichte er eine Bildstrecke der Fotos. Muller ist mehrfach ausgezeichneter Fotojournalist und Multimedia-Reporter und arbeitet vor allem in Afrika. Von 2009 bis 2012 dokumentierte er die Unabhängigkeitskämpfe im Süd-Sudan. Mit Waffen wurde er dort jeden Tag konfrontiert, aber auf ganz andere Art und Weise. Maschinengewehre seien dort illegal zum Kampf gegen Truppen der Regierung eingesetzt und zur Selbstverteidigung genutzt worden, schreibt Muller in einem Eintrag über die Waffenmesse auf seiner Internetseite primecollective.com. Mitten in der Wildnis von Oklahoma, wo weit und breit keine Polizei in Sicht sei, kam ihm solch ein Waffenbesitz „sakrosankt“ vor. Doch für die Einwohner der Gegend gehöre eine Waffe im Haus einfach dazu. Die Leute seien unabhängig und die Gewehre seien ein Zeichen dafür, zitiert der Fotograf den Veranstalter der Messe, Mike Friend. „Die Möglichkeit, deine Familie zu schützen, ist ebenso wichtig wie in der Lage zu sein, deinen Lastwagen auszubessern und auf deine Ausrüstung aufzupassen“, sagte Friend.

Der kleine Sohn schießt scharf – und Papa filmt


Friend ist evangelikaler Christ. Deshalb möchte er, dass die Veranstaltung seinen christlichen Lebensstil widerspiegelt, berichtet das amerikanische Technologie-Magazin Wired. Ein Pastor habe deshalb vor der Veranstaltung gebetet. „Auch, wenn Mike und Laura Friend das hier zu eurem Vergnügen anbieten … Jesus Christus wird die Basis dieser Veranstaltung sein“, sagte der Geistliche und bat um die spürbare Gegenwart Gottes für jeden der Teilnehmer. Wie Friend seinen christlichen Lebensstil mit einer Waffenmesse wie dieser vereinbart, verrät er nicht. Dass jedoch schon Kinder unter Aufsicht mit scharfen Waffen schießen dürfen, ist für ihn offensichtlich kein Konflikt. Auch die Besucher der Veranstaltung scheinen damit keine Probleme zu haben. So zeigt die Bilderstrecke von Muller einen kleinen Jungen, der unter Anleitung mit einem Sturmgewehr schießt. Eine junge Familie posiert für ein Familienporträt mit Maschinengewehren. Picknickkörbe stehen direkt neben einem Schießstand für Scharfschützengewehre. Muller beschreibt auf seiner Internetseite, wie ein 9-Jähriger das erste Mal ein Maschinengewehr benutzte und der Vater die Szene mit dem Handy filmte. Eines jedoch gibt es nicht auf der OFASTS: Alkohol und sexualisierte Werbung. Die Begründung der Veranstalter: „Aus religiösen Gründen“ verzichte man darauf. (pro)

http://www.zeit.de/politik/ausland/2013-01/fs-waffen-usa-pete-muller-2
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