Familie liegt im Trend

Drei Viertel aller jungen Deutschen finden, dass eine Familie zum persönlichen Glück dazugehört. Das hat Familienministerin Kristina Schröder (CDU) am Mittwoch in Berlin erklärt. Sie stellte den Familienreport 2012 vor, der auch zeigt: Wunsch und Wirklichkeit liegen teils weit auseinander.

Von PRO

Die Deutschen wünschen sich Familie: Knapp 80 Prozent stimmten der Aussage "Man braucht eine Familie zum Glück" zu. Besonders unter jungen Menschen liegt die Idee von Vater-Mutter-Kind im Trend. Ein Blick auf die Fakten in Deutschland zeigt aber auch, dass die Realität oft anders aussieht. Rund jede fünfte Frau in Deutschland bleibt kinderlos. In Westdeutschland ist es sogar fast jede vierte, in Ostdeutschland rund jede achte.

Bei Akademikerinnen ist die Kinderlosigkeit am höchsten. Etwa jede dritte von ihnen bekommt keinen Nachwuchs. Und das, obwohl sich die Deutschen im Durchschnitt zwei Kinder wünschen. "Ambitioniert" nannte Kristina Schröder dieses Ziel am Mittwoch bei der Vorstellung des Familienreports ihres Ministeriums. Für sie hat die Kinderlosigkeit hoch Gebildeter auch etwas mit der Einstellung der Deutschen gegenüber jungen Müttern zu tun: Gerade bei Frauen dominiere das Gefühl: "Wie man es macht, man macht es falsch." Ein Heimchen am Herd solle man nicht sein, aber auch keine der vielgescholtenen Karrierefrauen, der "Latte Macchiato-Mütter". Die Debatte darüber, wie man denn nun mit Kindern leben müsse, trage dazu bei, dass die Familiengründung oft verkrampft angegangen werde. Doch die Ministerin sieht Licht am Ende des Tunnels: "Immer häufiger holen Frauen aufgeschobene Kinderwünsche im Alter von über 30 nach." Außerdem sei zumindest der Anstieg der Kinderlosigkeit bei Akademikerinnen gestoppt.

Kinder, aber ohne Trauschein

34 Prozent aller Kinder kamen 2011 außerhalb einer Ehe zur Welt. Seit 1970 hat sich der Anteil nichtehelicher Geburten somit verdreifacht. Im europäischen Vergleich liegt Ostdeutschland allein betrachtet mit 62 Prozent an zweiter Stelle der Länder, in denen die meisten außerehelichen Kinder erfasst wurden – nur noch getoppt von Island. In Westdeutschland kamen 28 Prozent der Kinder außerhalb einer Ehe zur Welt. Die Geburtenrate ist 2011 leicht gesunken – von 1,39 auf 1,36 Kinder pro Frau. Die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche hat weiterhin abgenommen. 2011 wurden 108.860 Abtreibungen vorgenommen, 1,4 Prozent weniger als 2010. Die meisten Frauen, die Schwangerschaftsabbrüche durchführen ließen, waren zwischen 18 und 34 Jahren alt.

Die Ehe ist die am häufigsten gelebte Familienform in Deutschland. Seit 1996 hat sich ihr Anteil dennoch um ein Drittel verringert. Die Anzahl der nichtehelichen Lebensgemeinschaften hat sich in den letzten 15 Jahren fast verdoppelt. 2011 wurden elf von 1.000 Ehen geschieden, insgesamt knapp 190.000. Zum Vergleich: 1990 waren es noch acht von 1.000. "Die Deutschen sind nicht im Scheidungsfieber", betonte Schröder. Die Zahlen seien seit 15 Jahren nahezu konstant. Zudem blieben Ehepaare heute länger zusammen als noch vor zehn Jahren. Die durchschnittliche Ehedauer bis zur Scheidung betrug 14,5 Jahre. 83 Prozent der Kinder in Deutschland leben mit zwei Elternteilen im Haushalt, davon drei Viertel bei verheirateten Eltern und acht Prozent bei unverheirateten. In Ostdeutschland lebt fast jedes vierte Kind bei Alleinerziehenden, in Westdeutschland ist es rund jedes sechste. "Deutschland ist keine Republik der Einzelkinder", betonte Schröder. Ein Viertel aller minderjährigen Kinder sind Einzelkinder, fast die Hälfte hat einen Bruder oder eine Schwester. (pro)

Helfen Sie PRO mit einer Spende
Bei PRO sind alle Artikel frei zugänglich und kostenlos - und das soll auch so bleiben. PRO finanziert sich durch freiwillige Spenden. Unterstützen Sie jetzt PRO mit Ihrer Spende.

Ihre Nachricht an die Redaktion

Sie haben Fragen, Kritik, Lob oder Anregungen? Dann schreiben Sie gerne eine Nachricht direkt an die PRO-Redaktion.

Offline, Inhalt evtl. nicht aktuell

PRO-App installieren
und nichts mehr verpassen

So geht's:

1.  Auf „Teilen“ tippen
2. „Zum Home-Bildschirm“ wählen