40 Prozent der 4- bis 13-Jährigen schätzen ihre Kindheit auf einer Skala mit „Smileys“ als „total glücklich“ ein, 44 Prozent als „glücklich“. 14 Prozent entschieden sich für die Angabe „weder glücklich noch unglücklich“. Dies werten Experten als tendenziell traurig.
Jüngere Kinder sind glücklicher als ältere. Über die Hälfte der 6-Jährigen (57 Prozent) schätzten sich als „total glücklich“ ein. Bei den 13-Jährigen sinkt die Quote auf 25 Prozent. „Bereits im Alter von 12 Jahren bewerteten die befragten Kinder Glück als vergänglich oder auch als Bestandteil der vergangenen Kindheit“, erklärte Professor Anton Bucher, Professor für Religionspädagogik an der Universität Salzburg. Die über 10-Jährigen interpretieren schon die Abwesenheit von Unglück als Glück, während Vorschulkinder viele gemeinsame Glücksmomente mit den Eltern oder beim selbstvergessenen Spiel erleben.
Bucher erklärte auch, warum es sich lohnt, die Rahmenbedingungen für eine glückliche Kindheit zu erforschen, denn: „Glückliche Kinder werden starke und friedfertige Erwachsene.“ Dies bestätigte auch der Hirnforscher Gerald Hüther von der Universität Göttingen. Er wies darauf hin, dass Kinder, die bis zum vierten Lebensjahr Nähe und Geborgenheit, aber auch Entfaltungsmöglichkeiten und Förderung erfahren haben, später glücklichere und gefestigtere Erwachsene werden. Kinder, deren emotionale Bedürfnisse erfüllt seien, zeigten im späteren Leben höhere soziale Kompetenzen und führten in Beruf und Beziehungen ein glücklicheres Leben.
Familie und Freunde sind Glücksfaktoren
Schirmherrin Eva Luise Köhler sagte im aufgezeichneten Interview mit den jugendlichen Glücksreportern: „Glück ist, wenn ich geliebt werde“. Sie appellierte an die Erwachsenen, Kinder zu loben und zu ermutigen und ihre Stärken zu fördern, statt das Augenmerk auf Schwächen und Fehler zu legen.
Die Studie zeigte, dass ein Klima der Liebe und Wertschätzung innerhalb der Familie, gemeinsame Unternehmungen mit Eltern und Geschwistern, genügend Bewegung und Zusammensein mit anderen Kindern wichtige Faktoren sind, damit Kinder sich glücklich fühlen. Bucher sieht auch eine „Pädagogik der Zumutung“, die dem Kind etwas zutraut und es damit in der Entwicklung fördert, als glücksfördernd an.
Als Glückshindernisse beschrieben die Kinder Zeitmangel der Eltern oder eine laute und gefährliche Wohnumgebung. Auch das Haushaltseinkommen spielt eine Rolle. Kinder, die ihr Zuhause als beengt erleben und in einer gefährlichen oder lauten Umgebung wohnen, sind tendenziell trauriger, so Bucher.
Weitere Ergebnisse der Studie: Einzelkinder empfinden sich nicht als unglücklicher als Kinder mit Geschwistern. Kinder berufstätiger Mütter sind nicht unglücklicher als andere. Ebenso spielt es keine Rolle für das subjektive Glücksempfinden, ob die Eltern Akademiker sind oder nicht. Auch die Höhe des Taschengeldes oder die tägliche Fernsehdauer haben keine erkennbaren Einflüsse auf das Glücksgefühl. Allerdings nimmt der Medienkonsum während der Entwicklung stark zu, vor allem die interaktiven Medien werden von den 10- bis 12-Jährigen als wichtiger Bestandteil des Alltags erlebt. Unterschiedlich ist dagegen der Stellenwert, den die Schule einnimmt: Die Hälfte der 6-Jährigen gehen „sehr gern“ in die Schule, bei den 13-Jährigen sagt dies nur noch jeder Sechste.
Das ZDF will mit der Tabaluga Tivi-Glücksstudie eine Diskussion in der Gesellschaft über das Wohl von Kindern anstoßen. Die Studie besteht aus zwei empirischen Untersuchungen: Das Rheingold Institut (Köln) führte tiefenpsychologische Interviews mit 60 Kinder zwischen 4 und 12 Jahren sowie deren Eltern. Dabei ging es darum, wie Kinder Glück erleben und welchen Einfluss Eltern auf das Glückserleben haben. Das Kinderforschungsinstitut „icon kids & youth“ (München) erstellte eine repräsentative Studie, bei der 1.239 Kinder zwischen 6 und 13 Jahren bei sich zuhause befragt wurden.
Die Tagung wird am Freitag, 16. November, fortgesetzt. Weitere Informationen dazu sowie „Konzepte und Rahmenbedingungen einer glücklichen Kindheit“ gibt es im Internet unter www.glueck.zdf.de.