Facebook will sich Qualitätsjournalismus erschließen

Marc Zuckerberg will auf Facebook Qualitätsjournalismus mehr Gewicht verleihen. Wie das konkret aussehen kann, verriet er im Gespräch mit Springer-Chef Mathias Döpfner allerdings nicht.
Von Norbert Schäfer
Facebook-Chef Mark Zuckerberg wittert in der Veröffentlichung journalistischer Inhalte ein Geschäft

In einem Gespräch über die Zukunft von Internet und Gesellschaft mit dem Axel-Springer-Vorstandsvorsitzenden Mathias Döpfner in Berlin hat Marc Zuckerberg anklingen lassen, dass Facebook stärker hochwertige journalistische Inhalte veröffentlichen möchte. Wie das konkret aussehen kann, verriet der Facebook-Chef dabei nicht. In dem Gespräch betonte Döpfner die Wichtigkeit von unabhängigem Journalismus für die Gesellschaft. „Ich hoffe, es ist nicht Absicht von Facebook, sich eines Tages zu einem Verlagshaus zu entwickeln, das tausende Journalisten beschäftigt“, sagte Döpfner. Zuckerberg wiegelte ab und erklärte, dass dem nicht so sei. Döpfner forderte von ihm Unterstützung für „nachhaltige Geschäftsmodelle im Journalismus“ und direkten Zugang zu den Kunden.

Facebook solle sich an EU-Urheberrecht halten

Qualitätsjournalismus sei ohne Bezahlung nicht realisierbar, erklärte Döpfner. „Ich hoffe, sie wollen bei Facebook eine neutrale Plattform bleiben, die auch anderen dabei hilft, in diesem Geschäftsfeld Geld zu verdienen.“ Der Springer-Chef – das Unternehmen erwirtschaftet eigenen Angaben zufolge mehr als 80 Prozent seiner Umsätze im digitalen Bereich – drängte Zuckerberg in dem Gespräch dazu, seine Vorstellungen über die Einführung von Qualitätsjournalisums bei Facebook zu konkretisieren. Der BDZV-Präsident wollte zudem wissen, was Facebook für den Erhalt von unabhängigem Journalismus zu tun gedenke.

Döpfner schlug vor, Facebook solle sich an das geplante digitale EU-Urheberrecht halten, Medieninhalte lizensieren und für die Nutzung von Artikeln, Videos und Audioformaten zahlen. Zuckerberg blieb in seinen Antworten vage. Facebook stehe bei dem Projekt, hochwertige und vertrauenswürdige Nachrichten über das soziale Netwerk zu verbreiten, noch ganz am Anfang. Lizenzzahlungen für die Übernahme von Inhalten teilnehmender Medienunternehmen schloss Zuckerberg nicht aus. Er zog auch in Betracht, dass Facebooknutzer dann Angebote teilnehmender Medien etwa in Form von lokalen Nachrichten oder investigativem Journalismus abonnieren könnten.

Regulierung nicht ausgeschlossen

Der Springer-Chef zeigte sich in dem Gespräch skeptisch, was die Personalisierung von Nachrichten für den Kunden durch Facebook angeht. Zuckerberg sprach in dem Zusammenhang von „Kuratierung“ der Nachrichten für den Nutzer. „Mit rund 2,2 Milliarden Kunden weltweit können es nicht Sie sein, der entscheidet, wer welche Nachrichten erhält und welche Nachrichten gut oder schlecht für einen Nutzer sind, welche Nachrichten Fake News sind und welche seriös“, sagte Döpfner zu Zuckerberg. Die Kuratierung der Inhalte müsse nach Döpfners Meinung zwangsläufig zu einer Regulierung von Facebook führen, oder „gar zur Zerschlagung“.

Nach Döpfners Ansicht dürfte nicht soviel Dominanz in der Hand nur eines Unternehmens liegen. Der Springer-Chef nahm in dem Gespräch mit Zuckerberg kein Blatt vor den Mund und sprach von Facebook als einem „Titan, der außer Kontrolle geraten ist“ und der wegen Einflussnahme, der Verbreitung von Fake News und dem Sammeln von Daten in der Kritik stehe.

Facebook-Chef Zuckerberg ist derzeit in Deutschland, um mit Politikern und Medienvertretern über die Verantwortung von Facebook für Gesellschaft, Demokratie und die Privatsphäre, mögliche Regulierungen seines sozialen Netzwerkes und unzulässige Inhalte darin zu diskutieren. Dazu hat sich der Internetunternehmer unter anderem mit Bundesjustizministerin Katarina Barley (SPD) und der CDU-Vorsitzenden Annegret Kramp-Karrenbauer getroffen. Zuckerberg hat zuletzt eine international abgestimmte Regulierung im Internet gefordert und die EU-Datenschutzverordnung (DSGVO) als Vorbild gewürdigt. Auf seiner Deutschlandreise wirbt Zuckerberg für seine Vorschläge.

Von: Norbert Schäfer

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