Facebook? „Ohne mich!“

Der Mitherausgeber der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ), Günther Nonnenmacher, vermisst "Qualitätssuchmaschinen" für das Internet. "Das meiste, was ich da sehe, ist schrecklicher Schrott", sagte er bei einer Buchvorstellung in Berlin. Der Theologe Wolfgang Huber erklärte dort, warum er das Soziale Netzwerk "Facebook" rundheraus ablehnt.

Von PRO

Von einer Menschenrechtsverletzung im hintersten Winkel der Erde könne dank Internet die ganze Welt erfahren, lobte Huber zunächst. Damit stelle das Internet die Grundvoraussetzung für universelle Menschenrechte. Ausreichend genutzt werde dieses Potenzial aber nicht. Stattdessen werde man in Sozialen Netzwerken von "Schrott" und "Unflätigkeiten" "zugemüllt". Er selbst habe das Netzwerk "Facebook" nach zweijähriger Mitgliedschaft verlassen, weil er zudem nicht daran mitwirken wolle, dass ein Weltkonzern Verfügungsgewalt über private Daten habe. "Ohne mich", sagte Huber. Jeder Journalist und Politiker wäre schlecht beraten, wenn er Neue Medien nicht ernst nähme, sagte Nonnenmacher. Seine Bedeutung zu leugnen, sei schwachsinnig, aber das Web sei kein "Ersatzmedium für partizipative Demokratie".

Anlass des hochkarätigen Zusammentreffens in Berlin war die Vorstellung des Interview-Buches "Mutige Bürger braucht das Land", in dem Gespräche zwischen Nonnenmacher und dem ehemaligen rheinland-pfälzischen und thüringischen Ministerpräsidenten Bernhard Vogel (CDU) festgehalten sind. Vogel ist ehemaliger Präsident des "Zentralkomitees der deutschen Katholiken". Im nun bei "Herder" erschienenen Buch lobt er eine "freundliche Partnerschaft zwischen Staat und Kirche". "Der Staat braucht Werte und basiert auf Voraussetzungen, die er selbst nicht schaffen kann", zitiert Vogel im Gespräch mit Nonnenmacher den Staatsrechtler Ernst-Wolfgang Böckenförde. Als Wert schaffende Institution akzeptiere der Staat die Kirche. Diese wiederum sei nicht in sich demokratisch, führt Vogel weiter aus. "Die Lehre der Kirche geht auf ihren Stifter zurück, über sie lässt sich nicht mit Mehrheiten abstimmen."

Wie wichtig Christen aber seiner Meinung nach für eine Gesellschaft sind, verdeutlicht er mit einem Blick in die Geschichte: "Ohne die Friedensbewegung insbesondere in der evangelischen Kirche der DDR, wenn sich vor allem evangelische Kirchen nicht zunächst dem Friedensgebet und dann den Demonstranten geöffnet hätten, sähe dieses Land anders aus." Auch über den Einfluss des Islam sprachen Nonnenmacher und Vogel: Natürlich gehöre dieser nicht zu den kulturstiftenden Religionen des Abendlandes, "aber selbstverständlich gehört der Islam heute zum Alltagsvollzug vieler Bürger der Bundesrepublik", sagt Vogel im Buch. (pro)

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