Experte: Überwachen nützt nichts

Die Gefahren der Sozialen Medien bekommen Eltern durch eine Überwachung ihres Nachwuchses nicht in den Griff. Vielmehr verschwenden sie damit bloß ihre Zeit. Diese Meinung vertrat der Psychologieprofessor der California State University Larry Rosen am Samstag auf einem Fachkongress.
Von PRO

Sogar Software, die Kinder beim Surfen im Internet überwacht, sei nutzlos. Denn die mit  Computern von Grund auf vertrauten Kinder könnten sie innerhalb weniger Minuten umgehen, sagt Rosen. Medienkompetenz zum Schutz vor den Nachteilen der "Social Networks" müsse stattdessen in Gesprächen und in Form einer Auseinandersetzung mit der Thematik vermittelt werden, so der Psychologe laut einem Bericht des Informationsdienstes "Pressetext". Rosen erforscht seit über 25 Jahren den psychologischen Einfluss von Technologie auf Menschen.

Der Psychologe gab zu bedenken, dass Eltern über die jüngsten Online-Trends und neue Technologien Bescheid wissen sowie über Websites und Applikationen informiert sein sollten, die ihre Kinder nutzen. Der Experte verwies auch auf positive Aspekte der Internetnutzung. So hätten Jugendliche mit regelmäßiger "Facebook"-Aktivität in seinen Studien ein besseres Einfühlungsvermögen gehabt.

Bei "Facebook" sind Eltern schlechte Vorbilder

Er warnte jedoch laut einem Bericht des "Heise-Newstickers" auch, dass Kinder und Jugendliche, die bei "Facebook" angemeldet sind, im Durchschnitt narzisstischer als ihre Altersgenossen ohne Profil im sozialen Netzwerk seien. "Facebook"-Nutzer litten zudem überproportional häufig an antisozialen Persönlichkeitsstörungen, Paranoia, krankhafter Ängstlichkeit und übermäßigem Alkoholkonsum. Soziale Netzwerke hätten ein erhebliches Ablenkungspotenzial, welches sich auch auf Studienleistungen niederschlage, so Rosen.

Über einen angemessenen Umgang mit Medien und neuen Technologien sollten Eltern schon in einem frühen Stadium mit ihren Kindern sprechen, um Vertrauen aufzubauen. Bei Problemen wie Cybermobbing findet der Nachwuchs gute Ansprechpartner in den Erziehungsberechtigten, so Rosen bei einer Convention der American Psychological Association. Als "Cybermobbing" bezeichnet man das verbale Angreifen von Personen über das Internet. Es kann in Form von Beleidigen, Diffamieren oder Belästigen auftreten und wird auch "Cyber-Bullying" genannt.

Die JIM-Studie 2010 ("Jugend, Information, (Multi-)Media") ergab, dass Jugendliche das Internet fast zur Hälfte (46 Prozent) zur Kommunikation nutzen. Jugendliche halten sich im Durchschnitt 138 Minuten täglich im Internet auf, zeigte die JIM-Studie von 2009. Demnach verbringen sie die Zeit dabei vor allem mit Sozialen Netzwerken oder Instant Messengern. 15 Prozent der Befragten berichteten, dass im Internet schon falsche oder beleidigende Angaben über sie verbreitet worden seien.

Experten warnen, dass das Online-Verhalten der Eltern selbst häufig jenem von Teenagern ähnele. Wie eine Studie der Universität von Guelph (Kanada) im Juli nahelegte, werden Eltern in der Online-Community wieder zu Teenagern. Ihrem Verhalten liege offenbar der gleiche Wunsch nach Popularität zugrunde, wie ihn auch Teenager bei Sozialen Netzwerken wie "Facebook" verspürten, so die Forscher. Vorbildwirkung und Verantwortungsbewusstsein von Erziehungsberechtigten ließen im "Social Web" zu wünschen übrig. (pro)

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