Menschen zeigen in Konfliktsituationen eher Personen anderer ethnischer Herkunft an, sagt Walburg vom Institut für Kriminalwissenschaften an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Er plädiert dafür, mit dem „Mythos der Ausländerkriminalität“ aufzuräumen: „Kriminalität lässt sich nicht auf die ausländische Herkunft zurückführen.“
Statistisch gesehen fielen erwachsene Einwanderer, also die sogenannte erste Generation, meist nicht häufiger durch Straftaten auf. Ausländische Jugendliche würden zudem momentan immer seltener wegen Straftaten registriert werden, erklärt der Forscher gegenüber dem Magazin Cicero. Das gelte vor allem für Gewaltdelikte. Eine Ausnahme gebe es nur bei Verstößen gegen das Aufenthaltsrecht. Die Kriminalstatistik sei aber wenig aussagekräftig, da sie die Tatverdächtigen nur nach Staatsangehörigkeit in Deutsche und ausländisch unterteile. „Zwei Drittel der Jugendlichen mit Migrationshintergrund haben jedoch die deutsche Staatsbürgerschaft. Zu deutschen Jugendlichen mit Migrationshintergrund sagt die Statistik nichts aus.“
Auf die Frage, ober es befürworte, in die Statistiken das Kriterium „Jugendliche mit Migrationshintergrund“ einzuführen, sagt Walburg: „Solche Zahlen können möglicherweise zu einer sachlicheren Debatte führen. Andererseits erhöht die Registrierung den Arbeitsaufwand der Polizei, und sie ist fehleranfällig. Zudem könnte dies suggerieren, Kriminalität sei auf die ausländische Herkunft zurückzuführen.“
Die meisten Menschen bildeten sich zum Thema Kriminalität ihre Meinung durch Medienkonsum. „Eine deutsche Studie gibt Hinweise darauf, dass in Nachrichtensendungen des Privatfernsehens Gewaltdelikte oft stark zugespitzt werden“, merkt Walburg an.