Experte: „Kriminalität nicht aufHerkunft zurückzuführen“
Die meistem Menschen bilden sich über die Medien eine Meinung zum Zusammenhang zwischen Kriminalität und Herkunft der Täter. Der Kriminalwissenschaftler Christian Walburg erklärt, dass dies zu Trugschlüssen führt.
„Kriminalität lässt sich nicht auf die ausländische Herkunft zurückführen“, sagt der Kriminalwissenschaftler Christian Walburg im Cicero
Menschen zeigen in Konfliktsituationen eher Personen anderer ethnischer Herkunft an, sagt Walburg vom Institut für Kriminalwissenschaften an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Er plädiert dafür, mit dem „Mythos der Ausländerkriminalität“ aufzuräumen: „Kriminalität lässt sich nicht auf die ausländische Herkunft zurückführen.“
Statistisch gesehen fielen erwachsene Einwanderer, also die sogenannte erste Generation, meist nicht häufiger durch Straftaten auf. Ausländische Jugendliche würden zudem momentan immer seltener wegen Straftaten registriert werden, erklärt der Forscher gegenüber dem Magazin Cicero. Das gelte vor allem für Gewaltdelikte. Eine Ausnahme gebe es nur bei Verstößen gegen das Aufenthaltsrecht. Die Kriminalstatistik sei aber wenig aussagekräftig, da sie die Tatverdächtigen nur nach Staatsangehörigkeit in Deutsche und ausländisch unterteile. „Zwei Drittel der Jugendlichen mit Migrationshintergrund haben jedoch die deutsche Staatsbürgerschaft. Zu deutschen Jugendlichen mit Migrationshintergrund sagt die Statistik nichts aus.“
Auf die Frage, ober es befürworte, in die Statistiken das Kriterium „Jugendliche mit Migrationshintergrund“ einzuführen, sagt Walburg: „Solche Zahlen können möglicherweise zu einer sachlicheren Debatte führen. Andererseits erhöht die Registrierung den Arbeitsaufwand der Polizei, und sie ist fehleranfällig. Zudem könnte dies suggerieren, Kriminalität sei auf die ausländische Herkunft zurückzuführen.“
Die meisten Menschen bildeten sich zum Thema Kriminalität ihre Meinung durch Medienkonsum. „Eine deutsche Studie gibt Hinweise darauf, dass in Nachrichtensendungen des Privatfernsehens Gewaltdelikte oft stark zugespitzt werden“, merkt Walburg an.
Religiöse nicht häufiger gewaltbereit
Walburg warnt: „Problematisch wird es immer dann, wenn pauschalisiert und ethnisiert wird. Intensivtäter sind auch unter Jugendlichen mit Migrationshintergrund eine kleine Minderheit, und Kriminalität kann nicht mit einer bestimmten Herkunft erklärt werden.“ Zudem sei Gewalt in Einwandererfamilien die Ausnahme. Eine ausgeprägte Religiosität gehe mit stärkeren sozialen Bindungen und Kontrollen und „damit mit geringerer Gewaltbereitschaft einher“. Das zeigten Untersuchungen. Bei Jugendlichen aus muslimischen Familien sei die Befundlage allerdings „nicht ganz eindeutig“. Walburg weiter: „Allerdings finden sich keine Belege für die Annahme, dass stärkere religiöse Bindungen in dieser Gruppe zu mehr Gewalttaten führen. Ein geringerer Alkoholkonsum scheint hier ein wichtiger Schutzfaktor zu sein.“ (pro)
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