Ex-Minister Schmude verteidigt EKD-Papier zum Islam

D o r t m u n d (PRO) - Der frühere Bundesjustizminister Jürgen Schmude (SPD) hat sich gegen eine Umwandlung von Kirchen in Moscheen und das gemeinsame Gebet von Christen und Muslimen ausgesprochen. Der Vorsitzende der EKD-Arbeitsgruppe Islam wies zudem die Kritik an der Handreichung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zum christlich-muslimischen Verhältnis zurück.
Von PRO

Die EKD lehne eine Umwandlung von Kirchen in Moscheen ab, so Schmude auf einer Tagung der evangelischen Islambeauftragten in Dortmund. Eine solche Vorgehensweise löse Irritationen in der öffentlichen Wahrnehmung aus. Es entstehe der Eindruck, „Islam und Christentum seien letztlich austauschbare Religionen“. Einem gemeinsamen Gebet von Christen und Muslimen stehe die EKD ebenfalls ablehnend gegenüber, so Schmude. Er schließe zwar eine gastweise „respektvolle Teilnahme“ am Gebet der jeweils anderen Religion nicht aus, lehne jedoch das gemeinsame Gebet grundsätzlich ab.

„Keine Pauschalisierung und Mangel an Differenzierung“

Gleichzeitig verteidigte Schmude die EKD-Handreichung „Klarheit und gute Nachbarschaft“, die das Verhältnis der evangelischen Kirche zum Islam beschreibt. Von Pauschalisierung und Mangel an Differenzierung könne keine Rede sein, so Schmude. In dem Papier zeige die EKD vielmehr die Herausforderungen auf, denen Christen wie Muslime gegenüberstünden. Als Beispiel nannte Schmude den Einsatz für Frieden und Menschlichkeit. Es müsse gemeinsam verdeutlicht werden, dass Religionen nicht „unberechenbar“ seien.

Die Handreichung trete für uneingeschränkte Religionsfreifreiheit ein, betonte der frühere EKD-Synodenpräses weiter. Muslime hätten das Recht, Moscheen zu bauen und zu betreiben. Die Religionsfreiheit in Deutschland dürfte nicht in Frage gestellt werden, weil andere Länder diese Freiheit einschränkten. Gleichzeitig forderte Schmude die Muslime aber auch zu einer fundierten theologischen Auseinandersetzung mit dem gewaltsamen Fundamentalismus in den eigenen Reihen auf.  Wo einzelne Vertreter des Islam Einfluss in ihren Heimatländern hätten, sollte man sie auf Verletzungen der Religionsfreiheit dort ansprechen, erklärte Schmude. Als Beispiel dafür nannte er die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB).

Als Vorsitzender der EKD-Arbeitsgruppe Islam sah sich Schmude auf der Tagung auch interner Kritik an der Handreichung gegenüber gestellt. Ulrich Dehn, Professor für Missions-, Ökumene- und Religionswissenschaft aus Hamburg, vermisste beispielsweise eine genaue Klärung des Begriffes „Mission“. Im Gegensatz zu Schmude hielt der Professor auch ein christlich-muslimisches Gebet zum „Gott Abrahams“ für möglich.

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