Tätowierungen am ganzen Körper, lange, zu Dreadlocks geflochtene Haare, dunkel geschminkte Augen – Brian „Head“ Welch sieht aus wie ein Rockstar, der gerne mal Hotelzimmer zerlegt oder sich die Nächte in Bars um die Ohren schlägt. Doch der Schein trügt. Welch ist Vater einer Tochter, geht regelmäßig in die Kirche und unterstützt christliche Hilfsprojekte. Vor wenigen Jahren vollzog er einen Wandel, der radikaler kaum sein könnte.
Radikaler Wandel: Von der Bühne in die Kirche
Bis 2005 war Welch Leadgitarrist der Metalband „Korn“, die bis heute zu den erfolgreichsten ihres Genres zählt. Mit ihr gewann er zahlreiche Preise und spielte auf den größten Festivals der Welt. Doch der Erfolg machte ihn nicht glücklich. Welch wurde im Laufe der Jahre stark drogenabhängig, seine Ehe zerbrach und er war, wie er selbst immer wieder erklärt, ein schlechter Vater für seine Tochter. „Die einzige Zeit, in der ich Spaß hatte, war, wenn ich betrunken oder high war, aber wie wir alle wissen, kann die Party nicht für immer anhalten. Ich habe meine Depressionen so viele Jahre bedeckt, das ich schließlich nichts mehr fand, mit dem ich mich betäuben und ablenken konnte. Jeder, der mich wirklich kannte, konnte sehen, wie bedrückt ich war“, erklärte er einst in einem Blogeintrag auf seiner Homepage.
Auf dem Höhepunkt seines musikalischen Erfolges – nach Millionen verkauften Platten – entschloss er sich, die Gemeinde seines Heimatorts in Kalifornien zu besuchen – und fand zum Glauben. Innerhalb weniger Monate besiegte er seine Drogensucht, verließ „Korn“ und begann ein neues Leben. In einem Interview mit dem christlichen Online-Musikmagazin „Sound7“ erklärt er nun: „Es war spannend alles aufzugeben und ganz von vorne anzufangen. Es war aufregend meiner Tochter zu erzählen, dass ich nicht mehr nur ein Teilzeit-Vater sein würde. Es war aufregend etwas zu tun, nur weil ich es mochte, egal ob die Leute es gut fanden. Aber am alleraufregendsten war es zu begreifen, wie real der Gott dieses Universums ist und wie nahe er mir sein möchte.“
Neues Leben: Andere zu Jesus führen
Seit der Bekehrung widmet er sein Leben der Evangelisation. „Ich will, dass Christus mich gebraucht […]. Denn wenn Menschen die Macht und Realität Gottes nicht fühlen, sind sie höchst wahrscheinlich nicht davon überzeugt, dass es ihn gibt“, erklärt er im Interview mit „Sound7“. In zwei Büchern, „Save me from myself“ und „Washed by blood“, berichtet er von seinem Weg zum Glauben. Er reist regelmäßig nach Indien, um missionarische Projekte zu unterstützen. Er nahm eine christliche CD auf. In all dem hat er seine Rockerattitude aber nicht aufgegeben. Das Album „Save me from myself“ birgt den altbekannten „NuMetal“-Sound, auch wenn die Texte vom Glauben handeln. Immer noch erweitert Welch die Tattoo-Sammlung auf seinem Körper – mit Jesus-Bildern und Bibelversen.
Seine Entscheidung, „Korn“ zu verlassen, bereut er bis heute nicht: „Ich bin mir ganz sicher, dass es die richtige Entscheidung für meine Tochter und mich war. Ich war in ‚Korn‘ nicht mehr glücklich. Manchmal, wenn ich auf mein beinahe leeres Bankkonto schaue, bin ich durcheinander und frage mich, ob es wirklich richtig war. Aber das ist die Hauptsache im Glauben: Gott zu vertrauen. Nicht mir oder meinem Geld.“ (PRO)