Der ehemalige Fußball-Star Friedhelm Konietzka ist am Montag in der Schweiz gestorben. Mit einem Giftcocktail setzte er seinem Leben ein Ende. 1963 schoss Konietzka das erste Tor der gerade gegründeten Fußball-Bundesliga, wurde Deutscher Meister mit Borussia Dortmund und 1860 München, holte mit dem BVB den DFB-Pokal. Nach seiner Laufbahn als Spieler startete er eine erfolgreiche Trainerkarriere in Deutschland und der Schweiz. Dass er das Ende seines Lebens selbst bestimmen wollte, hatte Konietzka nicht verheimlicht. Bereits im März 2011 hatte er in einem Video-Beitrag des "Sport-Informations-Dienstes" erklärt, dass er seinen Tod plane – allerdings sei das noch in ferner Zukunft. Medienberichten zufolge bekam Konietzka jedoch im Februar 2012 die Diagnose Gallen-Krebs. Eine Operation war erfolglos. Um nicht lange leiden zu müssen, entschied sich der Wahlschweizer dazu, mit der Sterbehilfeorganisation "Exit" seinen Tod zu planen.
Kritik an aktiver Sterbehilfe
"Freitodbegleitung" nennt die Schweizer Vereinigung dieses Verfahren. Nach eigenen Angaben begleitet "Exit" nur Menschen, die entweder eine "hoffnungslose Prognose" haben, an "unerträglichen Beschwerden" oder unter einer "unzumutbaren Behinderung" leiden. In seltenen Fällen begleite "Exit" auch psychisch Kranke in den Tod.
Bereits vor einigen Wochen hatten "mobile Teams" in den Niederlanden, die aktive Sterbehilfe leisten, für Aufsehen gesorgt. Sie bestehen aus einem Arzt und mindestens einem Pfleger. Angehörige und Kranke selber können diese Teams zu sich nach Hause bestellen, wenn ihre Ärzte aus ethischen Gründen die Sterbehilfe ablehnen. Scharfe Kritik dagegen äußerte Rudolf Henke, Vorsitzender der Ärztegewerkschaft Marburger Bund. Anstelle von aktiver Sterbehilfe solle im Vordergrund stehen, dass sterbende Menschen durch Schmerzlinderung und andere medizinische Versorgung würdevoll sterben könnten. "Todkranke Menschen benötigen eine helfende Hand, um den letzten Weg zu gehen. Sie dürfen aber nicht durch die Hand eines anderen Menschen sterben! Ärztinnen und Ärzte machen tagtäglich die Erfahrung, dass unheilbar kranke Menschen, deren körperliche Leiden wirksam bekämpft und deren Sorgen ernst genommen werden, auch die letzten Tage ihres Lebens als lebenswert erleben."
Der Ethiker Stephan Holthaus, Dekan an der Freien Theologischen Hochschule Gießen, erklärte gegenüber pro, aktive Sterbehilfe sei "aus christlicher Sicht abzulehnen, so tragisch manche Einzelschicksale auch sind. Denn Gott ist der Herr über Leben und Tod, nicht der Mensch". Jedes Leben habe eine "gottgegebene Würde". "Der Wert eines Menschen ist auch nicht von seiner Gesundheit abhängig. Und die Entscheidung über aktive Sterbehilfe ist immer auch eine Frage der Umstände. Wer im Leid und im Sterben gut begleitet und umsorgt ist, fragt nicht nach aktiver Sterbehilfe." In der Debatte um die Sterbehilfe sei vor allem "innere Überzeugungsarbeit" gefragt, "denn die meisten Menschen wissen überhaupt nicht, warum man gegen aktive Sterbehilfe sein sollte". (pro)