Evangelischer Buchpreis für Berliner Autorin

Über Leben und Tod: Die Autorin Jenny Erpenbeck erhält den Evangelischen Buchpreis 2013. Damit zeichnet das Evangelische Literaturportal sie für ihren Roman „Aller Tage Abend“ aus.
Von PRO

„Was bestimmt unser Leben? Die Herkunft, die Politik, der Zufall, das Schicksal?“, fragt der Vorsitzende des Evangelischen Literaturportals, Bischof Janssen. „Mit ‚Aller Tage Abend‘ hat Jenny Erpenbeck einen in Inhalt und Form herausragenden Roman über diese Grundfragen der menschlichen Existenz geschrieben.“ Der Evangelische Buchpreis ist mit 5.000 Euro dotiert und wird am 15. Mai 2013 in der Alten Handelsbörse in Leipzig verliehen.

In ihrem Roman beschreibt die Berliner Autorin die schwierige Situation eines Ehepaares nach dem plötzlichen Tod ihres Neugeborenen: die stumme Trauer der erst 18-jährigen Mutter, zunehmende Eheprobleme, die unangenehme Reaktionen der angehörigen Familie, die sich wegen der Heirat einer Jüdin mit einem Nicht-Juden zerstritt. „Sprachgewaltig lässt die Autorin eine Welt am Anfang des 20. Jahrhunderts im jüdisch-christlichen Milieu Galiziens erstehen“, heißt es in der Begründung der Jury. „Jenny Erpenbeck erweckt ihre namenlose Protagonistin durch ein Intermezzo zum Leben und skizziert, wie sich das Geschick der Familie hätte entwickeln können.“

Bibelzitate und Alltagssprache

Untergliedert ist der Roman in vier „Bücher“, die den Fortlauf dieser Geschichte aufgreifen und damit Einblicke in ein ganzes Jahrhundert geben. Jedes Buch spiele mit dem Verweis auf einen plötzlichen Tod und der Möglichkeit des Überlebens. „Diese mutige, ein Jahrhundert umspannende Konstruktion gelingt, weil Jenny Erpenbeck über eine wunderbare Sprache verfügt“, heißt es weiter. „Kunstvoll webt die Autorin Redewendungen, Bibel- und Literaturzitate ein und verknüpft diese mit der Alltagssprache der Personen.“

Jenny Erpenbeck wurde 1967 in Ost-Berlin geboren. Nach dem Abitur absolvierte sie eine Ausbildung als Buchbinderin und studierte Theaterwissenschaften. Neben der Regiearbeit an verschiedenen Theatern debütierte sie 1999 als Schriftstellerin mit der „Geschichte vom Alten Kind“. Sie hat neben Erzählungen und Romanen auch zwei Theaterstücke geschrieben. Ihre Werke wurden vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Solothurner Literaturpreis und dem Heimo von Doderer-Literaturpreis, beide 2008 für den Roman „Heimsuchung“. Jenny Erpenbecks Romane wurden in 18 Sprachen übersetzt.

Der Evangelische Buchpreis wird seit 1979 vom Dachverband evangelischer öffentlicher Büchereien verliehen. Ausgezeichnet werden Bücher, die anregen über sich selbst, das Miteinander und das Leben mit Gott neu nachzudenken. Für 2013 haben Leser 120 Titel vorschlagen. Die Jury wählte neben „Aller Tage Abend“ 14 weitere Titel für die Empfehlungsliste aus: Romane, Kinder-und Jugendbücher und Sachbücher. Der Jury gehören vier ehrenamtlich Mitarbeitende evangelischer öffentlicher Büchereien, zwei Jugendliche, eine Diplombibliothekarin, ein Theologe und die Geschäftsführung des Evangelischen Literaturportals an. (pro)

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