Evangelische Schule sieht sich durch Medien diffamiert

Die evangelische Lukas-Schule in München wehrt sich gegen die "Süddeutsche Zeitung": In einer Stellungnahme weist der Vorstand zahlreiche Vorwürfe aus dem am Freitag veröffentlichten Artikel zurück. Eine FDP-Politikerin vermutet indes an der Schule "Homophobie" und sieht Kinderrechte gefährdet.
Von PRO

Unter der Schlagzeile "Wenn der Lehrer mit dem Teufel droht" hatte die "Süddeutsche Zeitung" am Freitag über die christliche Privatschule berichtet, dass dort Lehrer die Evolutionstheorie leugnen und die Bibel wörtlich nehmen würden. Die drei unter dem Dach der Lukas-Schule untergebrachten staatlich anerkannten Schulen sowie das zugehörige staatlich genehmigte Gymnasium würden besser in einen amerikanischen Bundesstaat wie Texas passen, "wo wortgläubige Bibelfanatiker versuchen, Einfluss auf das Bildungssystem zu nehmen", heißt es in dem Beitrag, der auch online erschienen ist.

Die Autorin des Beitrags, Tina Baier, schreibt, dass ein Schüler habe nachsitzen müssen, weil er keine Bibel besaß. Eine andere Schülerin habe Alpträume bekommen, weil im Schulbus wochenlang eine Kassette mit Geschichten über den Teufel gespielt worden sei. Ebenso empörend findet es Baier, dass Kindern in der Schule die "John MacArthur Studienbibel" ausgehändigt worden sei, die Bibel eines "christlichen Fundamentalisten aus den USA".

Zum Thema Evolutionstheorie kommt Ingo Resch, Mitglied des Vorstands der Lukas-Schule, zu Wort. An Äußerungen, dass die Evolutionstheorie eine Lüge sei, sei "nichts Schlimmes", die gebe es auch in der evangelischen Landeskirche. "Entschuldigen Sie, haben wir nicht Meinungsfreiheit und Forschungsfreiheit?", fragt er. Die Schule halte sich an den Lehrplan: "Im Religionsunterricht ist Gott der Schöpfer", in Biologie werde "ein geschichtlicher Werdeprozess aufgezeichnet".

"Autorin kündigte negativen Bericht an"

Der Vorstand der Lukas-Schule reagierte auf die in dem Artikel erhobenen Vorwürfe mit einer detaillierten Stellungnahme, die auf der Schulhomepage veröffentlicht wurde. So habe die Autorin bereits bei Gesprächen im Vorfeld angekündigt, "dass sie einen negativen Beitrag schreiben wollte". Im Wortlaut stellt die Schulleitung fest: "In der Schule werden keine Lehren vertreten, die unter dem Begriff des sogenannten Kreationismus bekannt sind. Wir gehen, wie die Kirchen und die jüdische Glaubensgemeinschaft von einem Gott aus, der die Welt geschaffen hat, dass dies aber in einem geschichtlichen Werdeprozess geschieht, ist unumstritten." Unterzeichnet wurde die Erklärung von Vorstandsmitglied Ingo Resch. Für eine Stellungnahme waren Vorstand und Schulleitung am Montag nicht zu erreichen.

Bei den mehr als 50 Lehrkräften, "die überwiegend aus dem evangelischen Bereich, aber auch aus der katholischen oder griechisch-orthodoxen Kirche stammen", seien "unterschiedliche Intensitäten des Glaubens" zu beobachten, so der Text weiter. In der Schule dürfe nicht für eine bestimmte Glaubensrichtung geworben werden.

Zur Studienbibel von John MacArthur stellt die Schule fest, dass es sich hierbei um die Bibelübersetzung des Schweizer Theologen Franz Eugen Schlachter handle, die der amerikanische Theologe mit erklärenden Fußnoten versehen habe. "Als Beispiel sei erwähnt, dass die Fußnote bei den sogenannten Schöpfungstagen auch darauf hinweist, dass dies einfach ein Zeitraum sein kann." Es handle sich also nicht um eine "kreationistische" Interpretation des Textes. Der Vorwurf, dass ein Schüler habe nachsitzen müssen, weil er keine Bibel besessen habe, sei "frei erfunden".

Die Eltern der Schüler seien "sehr engagiert" und würden der Schulleitung etwaige Entgleisungen von Seiten der Lehrer mitteilen, heißt es in der Erklärung. "Wenn eine Lehrkraft mit dem Teufel drohen würde, so würde sie eine Abmahnung bekommen." Richtig sei, dass der Trägerverein der Lukas-Schule Mitglied im Diakonischen Werk der Evangelischen Kirche ist. Der Verein sei nicht Mitglied im "Verein Evangelischer Bekenntnisschulen" – einem laut "Süddeutsche" Zusammenschluss von "christlich fundamentalistisch orientierten Schulen". Von den fünf Schulleitern der Lukas-Schule gehörten drei der evangelisch-lutherischen Kirche an, einer der Selbstständigen evangelisch-lutherischen Kirche (SELK) und einer einer Freien Evangelischen Gemeinde. Als gemeinsamer Nenner gelte das Glaubensbekenntnis der Evangelischen Allianz.

Steeb: Fundamentalismus als "Schlagwort"

"Ich finde, dass die Schule in ihrer Stellungnahme die Vorwürfe in guter und klarer Weise zurückgewiesen hat. Danach hat die ‚Süddeutsche Zeitung‘ die Vorfälle nicht richtig dargestellt" erklärte Hartmut Steeb, Generalsekretär der Deutschen Evangelischen Allianz, gegenüber pro. Der Vorwurf des ‚Fundamentalismus‘ werde  auch nicht dadurch richtiger, dass er immer wieder als Schlagwort gegen jene gebraucht werde, "die sich nicht in allen Fragen an den derzeitigen Mainstream anhängen, die auch den Zweifel an der herrschenden Evolutionstheorie zulassen und die Existenz des Teufels nicht leugnen." Nach seiner Kenntnis, so Steeb, stehe die Lukas-Schule zu den gemeinsamen Bekenntnissen der Christenheit und verbreite keine Sonderlehren, die diesen widersprechen würden. "Auch die ‚Einbettung‘ in die Gemeinschaft der Evangelischen Allianz München bietet dafür Gewähr."

Landeskirche kündigt Untersuchung an, Politikerin alarmiert

Die "Süddeutsche Zeitung" zitierte am Montag in einem weiteren Artikel weite Teile der Stellungnahme der Lukas-Schule und berichtete, dass die bayerische evangelische Landeskirche den Vorwürfen nachgehen möchte. Der für Schule und Unterricht zuständige Oberkirchenrat Detlev Bierbaum hatte am Samstag angekündigt, die Kirche werde den Anschuldigungen gemeinsam mit der staatlichen Schulaufsicht nachgehen und sich dabei auch externe Beratung holen. Dies bedeute aber "keine Vorverurteilung" der Schule.

Bereits am Freitag erklärte die jugendpolitische Sprecherin der FDP-Landtagsfraktion Julika Sandt, dass die gegen die Schule erhobenen Vorwürfe bei Bestätigung auf eine "klare Verletzung der UN-Kinderrechtskonvention" hinweisen würden. "Kinder haben ein Recht auf Bildung. Lehrer, die die Evolution leugnen, dürfen daher nicht auf Kinder losgelassen werden." Angstmache vor dem Teufel sei "psychische Gewalt". Die Politikerin, die auch dem Bildungsausschuss des Bayerischen Landtags angehört, ergänzt: "Und Homophobie und andere Formen der Intoleranz verstoßen gegen den Grundsatz einer Erziehung im Sinne der Gleichberechtigung. Das ist nicht hinnehmbar." Sie sei gespannt auf die Reaktion der Landeskirche, "denn religiöser Fundamentalismus steht in krassem Gegensatz zu Toleranz und Nächstenliebe". (pro)

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