"Mit Counterstrike zum Kompromiss" lautet einer der ersten Nachrichtentitel auf "evangelisch.de". Themen, die vor allem evangelische Leser betreffen, sollen künftig im ersten sozialen Netzwerk der Evangelischen Kirche Beachtung finden. Bei "evangelisch.de" sollen sich Christen online informieren und austauschen können. Neben der reinen Berichterstattung soll vor allem auch "Raum zum Trost und zum Gebet" gegeben werden, wie Jörg Bollmann, Direktor des Gemeinschaftswerks Evangelischer Publizistik (GEP), bei einer Onlinepressekonferenz erklärt. Die GEP in Frankfurt am Main ist der Standort der Portalbetreiber. Mit Podcasts und aktuellen Meldungen will "evangelisch.de" schon in dieser Woche etwa die Bundestagswahl begleiten.
Ein Kompass fürs Evangelische
Während das Nachrichtenangebot über aktuelle Geschehnisse berichtet, informiert der "Kompass" über evangelische Positionen. "Das Netz ist wie ein Meer. Wir helfen navigieren", sagt Arnd Brummer, Chefredakteur des Portals. So sollen User etwa Gemeinden in ihrem Umkreis über eine Suchfunktion finden können. "Evangelisch.de" will beraten: bei Hochzeit, Taufe oder Konfirmation. Auch wer sich etwa fragt, wie die Evangelische Kirche zu Themen wie Abtreibung, Sterbehilfe oder Verhütung steht, soll Antworten finden oder Hilfe bei der Suche nach Seelsorge erhalten.
Das Herzstück des Portals ist die Community nach Vorbild der Internetseiten "Facebook" oder "Xing" – nur menschlicher soll es sein. Während sich in modernen Netzwerken viel um Selbstdarstellung drehe, sei das Angebot der Evangelischen Kirche hauptsächlich auf Austausch ausgelegt, sagt Portalleiterin Melanie Huber. Konkret heißt das: Die User erstellen zwar Profile, die eigenen Seiten spielen aber eine wesentlich geringere Rolle, als bei anderen Netzwerken. Es gibt einen sogenannten "Ich höre zu"-Button, den die Nutzer betätigen können, wenn sie sich an einem öffentlichen Gespräch beteiligen möchten. Ihre persönlichen Erlebnisse können sie in "Lebensbüchern" darstellen. Dort können Fotos und Kommentare eingestellt werden, etwa zu besonderen Anlässen wie Taufe oder Hochzeit. Zu sehen sollen die Lebensbücher aber nur für jene sein, denen die Ersteller Zugang gewähren.
Debatte über evangelikale Positionen erwünscht
Basierend auf diesen drei Säulen will "evangelisch.de" "Wirklichkeit aus evangelischer Perspektive beleuchten", wie Bischof Wolfgang Huber in einem Grußwort betont. Dazu steht dem Portal ein Team von zehn festen Mitarbeitern zur Verfügung, die alle auch in der Community aktiv sein werden. "Evangelisch.de" kooperiert mit anderen christlichen Onlineangeboten wie "jesus.de" oder "idea". Eine Million Euro will die Kirche 2010 in das neue Angebot investieren.
Angelegt ist die Arbeit des Portals zunächst auf drei Jahre, in denen sich "evangelisch.de" vor allem mit der journalistischen Konkurrenz messen muss. Auch evangelikale Positionen sollen auf der Webseite Beachtung finden, wie Brummer betont: "Unsere evangelikalen Brüder und Schwestern gehören zur protestantischen Schule." Bei strittigen Themen, etwa kreationistischen Positionen, soll die Community zur Debatte genutzt werden. Nicht zuletzt ist das Portal für Brummer auch eine Möglichkeit, der hohen Zahl von Kirchenaustritten in einer modernen Welt zu begegnen: "Wir müssen on the road sein. Kirche muss auch im Netz Präsenz zeigen." (PRO)