Evangelikale wollen Katholik statt Mormonen

Rückenwind für Rick Santorum: 150 evangelikale Wortführer und Lobbyisten haben sich bei einem Treffen in Texas darauf geeinigt, den Katholiken bei seiner Bewerbung um die republikanische Präsidentschaftskandidatur zu unterstützen. Der Mormone Mitt Romney liegt in Umfragen weiter vorn, Jon Huntsman stieg aus dem Rennen aus.
Von PRO

Zur Vorgeschichte: Der Mormone Mitt Romney, ehemaliger Gouverneur von Massachusetts und reicher Unternehmer, hatte die ersten beiden Vorwahlen der Republikaner gewonnen. Umfragen bescheinigen ihm, von allen Bewerbern die besten Chancen zu haben, Präsident Barack Obama bei der Wahl am 6. November zu besiegen. Doch die konservative Basis der Partei, vor allem Wertkonservative und Evangelikale, ist unzufrieden mit Romney. Ein Grund für Zweifel an seiner Eignung für das Präsidentenamt ist weniger sein mormonischer Glaube als viel mehr seine von Kritikern als zu liberal eingestufte Haltung in politischen Fragen. Romney hat in seiner Zeit als Gouverneur eine Gesundheitsreform eingeführt, welche an diejenige von Obama erinnert. Er hat zwar erklärt, Abtreibung abzulehnen – doch seine Konkurrenten verweisen auf ältere Interviews, in denen sich Romney für das Recht auf Abtreibung ausgesprochen hatte.

Romneys parteiinterne Kritiker haben ein Problem: Sie können ihm deswegen nicht die Stirn bieten, weil sich ihre Stimmen auf mehrere andere Bewerber verteilen. Beobachter halten es für unwahrscheinlich, dass Romney auf seinem Weg zur Spitzenkandidatur noch zu stoppen ist – erst recht, falls er am 21. Januar die Vorwahlen in South Carolina gewinnen sollte. Sie gelten als die bisher wichtigste Vorentscheidung.

Etwa 150 evangelikale und konservative Wortführer haben sich deshalb am Freitag und Samstag in der Nähe von Houston zu einer mit Spannung erwarteten Sitzung getroffen, um sich in letzter Minute auf einen gemeinsamen "Anti-Romney" zu verständigen. Repräsentanten aller verbliebenen Bewerber hatten dabei die Gelegenheit, zu der Versammlung zu sprechen und Fragen zu beantworten. Bis auf Jon Huntsman schickten alle Kandidaten einen Sprecher zu dem Treffen – Huntsman erklärte am Sonntagabend, aus dem Rennen auszusteigen.

Rick Santorum: katholisch, konservativ, israelfreundlich

Nach drei Abstimmungen stand fest, dass sich die Christlich-Konservativen nun hinter Rick Santorum stellen wollen. Der 53-jährige Katholik saß bis 2007 für den Staat Pennsylvania im Senat und gilt als absoluter Gegner von Abtreibung und der staatlichen Anerkennung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften. Für Aufsehen sorgte er im Wahlkampf außerdem mit seiner kompromisslos pro-israelischen Einstellung. Er erhielt knapp 75 Prozent der Stimmen bei dem Treffen einflussreicher Christen. "Das könnte der Anschub sein, den Santorum so dringend gebraucht hat", analysierte David Brody, Politikchef der Nachrichtenredaktion des christlichen Senders CBN.

Für Rick Perry hingegen, den evangelikalen Gouverneur des Staates Texas, sei die Entscheidung eine schwere Enttäuschung. Perry hatte seinen Glauben im Wahlkampf offensiv bekundet – "doch die Evangelikalen sehen das differenzierter", meint Brody. Es genüge für einen Kandidaten eben nicht, immer wieder den Namen "Jesus" zu erwähnen, wenn er gleichzeitig in TV-Debatten wichtige Fragen nicht ausreichend beantworten könne.

"Wir brauchen einen Kandidaten, der die Gesundheitsreform rückgängig macht, für den Wert der Familie einsteht und sich der Staatsverschuldung annimmt", sagte Tony Perkins, Präsident des einflussreichen "Family Research Counsil", einer christlichen Lobbygruppe. Die Tatsache, dass Mitt Romney ein Mormone sei, habe bei der Diskussion keine Rolle gespielt.

"Ich fühle mich gesegnet", sagte Rick Santorum am Sonntag beim Gebetsfrühstück der "Faith and Freedom Coalition" in South Carolina. Das berichtet das Onlinemagazin "The Christian Post". "Leute sagen mir immer wieder, dass unsere Partei zu viele Kompromisse eingeht, und ich finde, das stimmt."

"Finale"-Autor unterstützt Newt Gingrich

Auch der frühere Sprecher des Repräsentantenhauses, Newt Gingrich, konnte sich über Unterstützung aus evangelikalen Kreisen freuen. Am Freitag sagte ihm Tim LaHaye, Autor der christlichen Romanserie "Left Behind" (deutsch: "Finale – Die letzten Tage der Erde") seine Unterstützung zu. "Gingrich ist ein gestandener Konservativer", schrieb LaHaye in einem Rundbrief an Pastoren in South Carolina und bat diese darum, im Gebet zu überdenken, ob sie Gingrich nicht doch unterstützen könnten. Auch Tim Wildmon, Präsident der evangelikalen "American Family Association", wünscht sich Gingrich als republikanischen Kandidaten.

Nach den Vorwahlen in South Carolina wird am 31. Januar in Florida gewählt. Am "Super Tuesday" (6. März) finden Vorwahlen in zehn Staaten statt – spätestens dann dürfte feststehen, wer auf dem Parteitag Ende August zu Obamas Herausforderer gekürt werden wird. (pro)

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