„Evangelikale und Landeskirche brauchen einander“

In der Auslegung der Bibel sieht der Vorsitzende der "Deutschen Evangelischen Allianz" (DEA), Michael Diener, den Kernunterschied zwischen Evangelikalen und der Landeskirche. Im Gespräch mit "Evangelisch.de" betonte er zugleich, dass beide Gruppen aufeinander angewiesen sind.
Von PRO

Michael Diener ist seit Jahresanfang Erster Vorsitzender der DEA. Zugleich ist er Präses des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes, eines Dachverbandes für evangelikale Christen innerhalb der Landeskirche. Die Frage, ob die Wahl Dieners ein Schritt der evangelikalen Christen in Richtung verfasster Kirche bedeute, verneinte Diener. "Ich werte meine Wahl eher als vertrauensvolles Signal des Hauptvorstandes der Allianz, dass man mir zutraut, für Landes- und Freikirchler gleichermaßen sprechen zu können."

"Unterscheiden, aber nicht trennen"

Zugleich warnte Diener vor pauschalen Gegensätzen: auf der einen Seite "die Evangelikalen", auf der anderen "die Landeskirche". Zum einen sei weder das Eine noch das Andere ein monolithischer Block. Außerdem seien die Evangelikalen ein Spektrum und somit ein Teil der Evangelischen: "Unterscheiden kann man es, vielleicht muss man es auch, aber trennen kann man beides voneinander nicht."

Den Kernunterschied zwischen Landeskirche und Evangelikalen sieht Diener in der Auslegung der Bibel. Von diesem Punkt her würden sich nahezu alle weiteren Spannungsfelder ergeben. Als konkrete Beispiele nannte Diener die Frage, ob Jesu Tod ein Sühnetod gewesen sei, sowie die Bewertung der Homosexualität. Diener merkte an, dass ein Teil der landeskirchlichen Kritik an der DEA zwar berechtigt sei. "Ein gewichtiger Teil" der Kritik ziele jedoch nicht auf die Allianz, "sondern auf das Christentum als prägende Kraft unserer Gesellschaft".

"Das Verhältnis ist vertrauensvoller geworden"

Besonders unter Bischof Wolfgang Huber, der von 2003 bis 2009 Ratsvorsitzender der
Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) war, habe sich das Verhältnis zwischen beiden jedoch zum Besseren gewendet. "Insgesamt ist es so, dass das Verhältnis unverkrampfter, vertrauensvoller und einfach ‚geschwisterlicher‘ geworden ist." Diener äußerte den Wunsch, von den Gemeinsamkeiten her die Gegensätze auszuhalten oder gar zu überwinden.

Angesichts der Säkularisierung der Gesellschaft würden DEA und Landeskirche ohnehin noch näher zusammenrücken. "Wie sehr wir uns gegenseitig brauchen, werden wir zukünftig noch merken", so Diener. "Gäbe es uns nicht mehr, dann würden die säkularisierten und atheistischen Menschheitsbeglücker eben den nächsten Kopf abschlagen, der sich aus dem Einheitsbrei menschlicher Hybris und Selbstzerstreuung erhebt."

Auf die Frage nach der Zukunft der DEA hin bestätigte Diener die Worte seines Vorgängers Jürgen Werth, die DEA müsse "frommer, jünger, weiblicher, schneller und kommunikativer" werden. "Diese Ansicht teile ich vollkommen und wir werden auch intensiv an diesen Punkten arbeiten." (pro)

Das vollständige Interview lesen Sie auf "evangelisch.de".

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