„Wer die individuelle Bibellektüre und das Priestertum aller Gläubigen fördert, erhebt automatisch die Forderung nach Gewissensfreiheit“, sagte Pally. Die frühen Kolonisten der USA seien angesichts der unterschiedlichen religiösen Herkunft der europäischen Auswanderer auf Liberalismus und Pluralismus angewiesen gewesen, um zu überleben.
Berliner Theologe rät von Begriff „Fundamentalismus“ ab
Der Leiter des Forschungsbereichs „Religion und Politik“, der Berliner Theologieprofessor Rolf Schieder, warnte indes vor einer Verwendung des Begriffs „religiöser Fundamentalismus“. Zu leicht vergleiche man „Äpfel mit Birnen“, etwa wenn man sowohl konservative Christen in den USA als auch die religiöse Führung des Iran als Fundamentalisten bezeichne. Außerdem habe der Begriff Fundamentalismus „die unangenehme Eigenschaft, abzufärben“, sagte Schieder. „Auch die Semantik von Fundamentalismus-Kritikern wird schnell fundamentalistisch.“
Die Humboldt-Universität bietet zahlreiche Veranstaltungen zum Thema „Religion und Politik“ an. Am Montag fand ein religionspolitisches Atelier im Rahmen der „Berliner Reden zur Religionspolitik“ statt. Pally und Schieder sprachen über die Frage: Sind Religionen gefährlich, etwa für die Demokratie oder die künftige US-amerikanische Politik? (PRO)