Europarat: „Elternteil“ statt „Mutter“ und „Vater“?

Der Europarat in Straßburg hat seinen 47 Mitgliedsstaaten empfohlen, in Behörden nur geschlechtsneutrale Begriffe zu verwenden. Die Schweiz ist Vorreiter bei dem Thema - und findet für seine Vorschläge nicht nur Zustimmung.
Von PRO

Der Europarat beschäftigt sich seit Jahren mit dem Thema Gleichstellung von Mann und Frau. Laut einem Bericht des Onlineportals "welt.de" hat der in Straßburg tagende Rat nun seinen Mitgliedsstaaten empfohlen, in ihren Behörden eine "nicht sexistische Sprache" zu verwenden. Die Darstellung von „Frauen zu Hause“ sei ein traditionelles Rollenbild, das die Gleichstellung der Geschlechter hemme, heißt es in einer Resolution der Parlamentarischen Versammlung des Rates, zitiert "welt.de".

Konkret bedeutet dies, dass für alle Begriffe, die eine eindeutig männliche oder weibliche Form haben, ein neutrales Ersatzwort gefunden werden muss. Das fängt bei harmlosen Begriffen an: Ein Anfängerkurs soll künftig Grundkurs heißen, der Führerschein Fahrausweis, der Besucherparkplatz Gästeparkplatz und eine Mannschaft wird durch den Begriff Team ersetzt. Soweit, so gut. Aber auch die Begriffe Mutter und Vater sollen künftig nicht mehr verwendet werden. Stattdessen gibt es dann das "Elter" oder den Elternteil.

In Deutschland gibt es keine Bestrebungen, die Begriffe Vater und Mutter abzuschaffen, sagte  Bundesfamilienministerin Kristina Schröder auf Nachfrage von pro. Das Bundesministerium achte zwar auf geschlechtsneutrale Sprache in den Veröffentlichungen, man werde aber weiterhin auch Mutter und Vater verwenden.

Vorreiter bei dem Thema scheint die Schweiz zu sein. Dort hat die Nationalrätin Doris Stump die Debatte angestoßen. Die 60-Jährige ist seit 15 Jahren Mitglied im Nationalrat. Laut einem Bericht der "Bild"-Zeitung verlangte sie, dass Frauen nicht mehr „als passive und minderwertige Wesen, Mütter oder Sexualobjekte“ dargestellt werden sollten.

Bereits 2007 pochte Stump darauf, dass der Schweizer Bundesrat in Artikel 7 verpflichtet wird, notwendige Massnahmen zur sprachlichen Gleichstellung zu ergreifen. Die Schweizerische Bundeskanzlei hat 2009 den knapp 200-seitigen Leitfaden "Geschlechtergerechte Sprache"  herausgegeben. Die rot-grüne Stadtregierung von Bern hat im Juni 2010 den Sprachleitfaden „Geschlechtergerecht formulieren“ herausgegeben, der Unterstützung bei der Wahl geeigneter Formulierungen verspricht. Nun heißt es in der Schweizer Hauptstadt nicht mehr "Fußgängerstreifen", sondern "Zebrastreifen". In offiziellen Publikationen der Hauptstadt kommt die Fußgängerzone nicht mehr vor, es gibt nur noch "Flanierzonen". Das Problem mit Mutter und Vater lösen die Schweizer durch das geschlechtsneutrale "Elternteil".

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