EU-Ausschuss gegen Gender-Stereotypen

Der "Ausschuss für die Rechte der Frau und die Gleichstellung der Geschlechter" hat die Fortschritte beim Abbau der Geschlechterstereotypen in der Europäischen Union (EU) bemängelt. Er forderte die Abschaffung des traditionellen Familienbildes, in dem Mütter die Kinder versorgen und Väter die Ernährer sind. Dies soll in den Bereichen Bildung, Medien und Werbung erreicht werden.
Von PRO

Laut der britischen Tageszeitung "Daily Mail" kam ein EU-Bericht über den Abbau von Geschlechterstereotypen in der EU zu dem Urteil, dass Gender-Stereotypen männliches und weibliches Verhalten an Schulen beeinflussen. Dieser Einfluss wirke sich schon in diesem Lebensabschnitt auf die Karrierechancen von Frauen aus. Der Ausschuss möchte diesem Zustand präventiv gegenwirken, indem spezielle pädagogische Programme und Lernmaterialien, im speziellen Schulbücher, eingeführt werden sollen, die nicht die "traditionellen Rollen" von Männern und Frauen aufzeigen. Diesen Standpunkt vertritt der Ausschuss in seinem Bericht, dessen erster Entwurf im Juni veröffentlicht wurde.

Zudem beklagt er die geschlechterspezifische Diskriminierung in den Medien und der Werbung. Als Maßnahme von der EU fordert er, den Kontakt von Kindern mit Gender-Stereotypen ab dem frühestmöglichen Alter zu verringern. Der Ausschuss betonte weiterhin die Notwendigkeit spezieller Kurse über Gender-Stereotypen für Kontrolleinrichtungen der Medien und der Werbung, um das Bewusstsein für den negativen Einfluss im Fernsehen und Marketing zu steigern.

Mindestzahl von weiblichen Vertretern im Parlament

Weiterhin will er erreichen, dass das Bild der Frau innerhalb von Werbeblöcken emanzipierter wird. Ebenso will der Ausschuss eine Frauen-Quote im EU-Parlament einführen. Damit wollen sie erreichen, dass eine Mindestzahl von weiblichen Vertretern im Straßburger Gesetzgebungsorgan vertreten ist. Die erhöhte Präsens von Frauen in traditionellen "männlichen" Berufen soll zu einer Schwächung solcher Stereotypen führen.

Der Verein "Terre des Femmes – Menschenrechte für die Frauen e.V." mit Sitz in Berlin tritt für die Rechte der Frauen ein und bekämpft gewalttätige Handlungen  gegen sie. Dieser erklärte gegenüber pro, dass er es begrüßen würde, wenn keine einseitigen Geschlechterbilder und geschlechterorientierten Rollenverteilungen in Schulbüchern dargestellt werden würden.

Kritik am EU-Bericht

Laut der "Daily Mail" gab es auch kritische Stimmen zur Forderung des Ausschusses. Tim Anker, Sprecher der euroskeptischen Organisation "Get Britain Out", die sich dafür einsetzt, dass Großbritannien die europäische Wirtschaftsunion verlässt, sagte: "Die Eurozone geht den Bach runter, Millionen Menschen sind arbeitslos, und eine ganze Generation junger Europäer blickt einer ungewissen Zukunft entgegen. Die EU hat dennoch nichts Besseres zu tun, als sich auf Social Engineering gegenüber unseren Kindern zu konzentrieren. Dieser politisch korrekte Bericht gehört ungelesen in den Müll." Zusätzlich äußerte er, dass falls die Forderungen des Ausschusses durchgesetzt würden, literarische Klassiker wie Emit Blytons "Fünf Freunde", der Paddington Bär oder Peter Pan in Schulen nicht mehr behandelt werden würden.

Julian O’Sullivan, Geschäftsführer der "London Early Years Foundation", die sich seit 109 Jahren für die Erziehung und Entwicklung von Kleinkindern einsetzt, sagt: "Politische Themen haben nichts zu tun mit der Art und Weise, wie wir unseren Kindern die Welt erklären. Es ist nun mal Fakt, dass die meisten Frauen fürsorgliche Tätigkeiten bevorzugen und die meisten Männer außerhäuslich arbeiten wollen."

Gleichstellung der Geschlechter auf gesellschaftlichen Ebenen

Der Begriff "Gender-Mainstreaming" bezeichnet die Initiative, die Gleichstellung der Geschlechter auf allen gesellschaftlichen Ebenen durchsetzen will. Bekannt wurde der seit 1985 bestehende Begriff durch den Amsterdamer Vertrag, welcher 1997 unterzeichnet wurde und 1999 in Kraft trat. Dieser machte unter anderem das Konzept zum offiziellen Ziel der Gleichstellungspolitik der Europäischen Union. Die Aufgabe der EU für die Jahre 2010 bis 2015 bestehe demnach darin, Hindernisse zu beseitigen, die dazu führen, dass die Wirtschaft ihr Potenzial nicht ausschöpfen kann und wertvolle Begabungen der Frauen ungenutzt bleiben. (pro)

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