Etwas mehr Transparenz, bitte!

Fast alle Medien haben in den vergangenen Wochen über den Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst berichtet. Der Deutsche Journalisten-Verband sah die ausführliche Berichterstattung über das Finanzgebaren des Bischofs als notwendig und im Sinne des Informationsauftrags der Medien gerechtfertigt an. Es handele sich dabei keineswegs um eine mediale „Hetzjagd“, sondern es sei vielmehr die Pflicht der Journalisten, die immensen Mehrkosten kritisch zu hinterfragen, erklärte der DJV-Bundesvorsitzende Michael Konken.
Von PRO

Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang aber eine ganz andere Entwicklung: Die Katholische Kirche ist – auf einmal? – um Transparenz bemüht. So könnten Beobachter jedenfalls drei Sachverhalte werten, die in dieser Woche über den Nachrichtenticker liefen.

Die Diskussion um Wohlstand und Luxus der Geistlichen, die Papst Franziskus maßgeblich angestoßen hat, wollen viele Diözesen nutzen, um ihr Vermögen offenzulegen. Die Bistümer Osnabrück, Speyer, Trier, Hamburg, Essen und Köln haben dies bereits getan oder zumindest angekündigt und dabei auch Trägerschaften an öffentlichen Einrichtungen transparent gemacht. Weil die Diözesen dazu bisher nicht verpflichtet waren, sprachen Kritiker von „Schattenhaushalten“.

Transparenz in der Vergangenheitsbewältigung

Gut ins Bild von Luxus, Wohlstand und Transparenz passt auch eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur. Darin haben die Bistümer zur Wohnsituation, der Besoldung und dem Lebensstandard ihrer Oberhirten Farbe bekannt. Der Münchener Kardinal Reinhard Marx gehört mit 11.500 Euro im Monat zu den Großverdienern unter den deutschen Bischöfen. Der Leser erfährt, dass Berlins Bischof Rainer Maria Woelki den Dienstwagen so oft wie möglich stehen lässt und dass der Fuldaer Kollege Heinz-Josef Algermissen seinen bisherigen Dienstsitz in barockem Luxus durchaus gegen eine kleinere Dienstwohnung tauschen würde. Transparenz hat auch der Diözese Rottenburg-Stuttgart geholfen, die ihr Verwaltungsgebäude für 39 Millionen Euro umgebaut hat. Diese Summe hat aber lange nicht so viel Wirbel verursacht, wie der aktuelle Fall in Limburg. Das Erzbistum Hamburg ließ verlautbaren, dass es mit den eigenen Finanzmitteln verantwortlich, bescheiden und transparent umgehe.

Transparenz möchte die Katholische Kirche auch in der Bewältigung der Vergangenheit zeigen: Sie will jetzt hunderte Dokumente veröffentlichen, die ein neues Licht auf ihre Rolle in der Zeit des Nationalsozialismus werfen. Dazu gehören auch die Tagebücher des Münchner Kardinals Michael Faulhaber (1869-1952). Der Vertraute von Papst Pius XII. hatte sich mehrfach positiv über Adolf Hitler geäußert. „Er galt für die Nationalsozialisten aber nicht als sicherer Kantonist, auf den man zählen kann“, sagte der Münchner Erzbischof Reinhard Marx am Dienstag und ergänzte: „Nichts, was in den Archivalien zutage treten könnte, kann der Kirche mehr schaden als der Verdacht, wir würden etwas verschweigen oder vertuschen wollen.“

Etliche Christen, darunter nicht nur Katholiken, hätten sich diese Offenheit in vielerlei Hinsicht gerne früher gewünscht. Trotzdem darf der geneigte Beobachter konstatieren: „und sie bewegt sich doch“. Eines hilft Papst Franziskus ganz sicher, wenn er mit dem deutschen Erzbischof Zollitsch die Situation des Limburger Bischofs bespricht: Transparenz. Und vielleicht ist das auch das Gebot der Stunde für Christen aller Denominationen: Transparenz – auch im eigenen Christsein.

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