Bei der Gruppe der 14- bis 16-Jährigen liegt der Wert der Abhängigen bei 4 Prozent. Wenn man Personen im Alter von 14 bis 24 Jahren berücksichtigt, sind es 2,4 Prozent. Insgesamt betrachtet sind Männer (1,2 Prozent) und Frauen (0,8 Prozent) fast gleichermaßen von Internetabhängigkeit betroffen. Dieser Unterschied war bei früheren Studien deutlich höher.
Bei Männern Computerspiele, bei Frauen soziale Netzwerke
Aus medizinischer Sicht ist derjenige internetabhängig, der ohne Verbindung zur Online-Welt nicht glaubt, existieren zu können. Die Sucht hindert den Erkrankten meistens an einer geregelten beruflichen Tätigkeit und einem normalen Sozialleben. Symptome der Internetsucht sind aggressives Verhalten bei Entzug des Mediums, Verlust des Zeitgefühls sowie realer sozialer Bindungen und bei schweren Fällen auch Verwahrlosung.
In der aktuellen Studie gaben 37 Prozent der befragten Abhängigen an, dass sie hauptsächlich Online-Spiele nutzen. Weitere 37 Prozent der Abhängigen sind in sozialen Netzwerken aktiv. 27 Prozent nutzen andere Internetanwendungen. Deutliche Unterschiede gibt es in der Art der exzessiven Internetnutzung: Bei (jungen) Männern sind die Abhängigen hauptsächlich Computerspieler, Frauen sind eher von sozialen Netzwerken abhängig.
Konkret abgefragt wurden auch Beeinträchtigungen, die sich durch die Internetabhängigkeit ergeben: So gaben die Süchtigen an erster Stelle Einschränkungen im Haushalt, in der Arbeitsfähigkeit, in der Fähigkeit, enge Beziehungen einzugehen, und im Sozialleben an. Zudem war die Anzahl der Tage mit leichten Einschränkungen normaler Aktivitäten oder vollständiger internet-bedingter Arbeitsunfähigkeit deutlich erhöht. Die aktuelle Studie weist gegenüber Vorgängerstudien der Weltgesundheitsorganisation deutliche Unterschiede auf: Menschen mit Depressionen gaben dort 4,1 Tage an, an denen sie arbeitsunfähig waren. Bei den Internetabhängigen liegt der Wert bei 5,6 Tagen: „Die Befunde legen nahe, dass es sich um eine klinisch relevante Störung handelt“, heißt es in der Studie.
Weibliche Internetabhängige in den Fokus nehmen
Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Mechthild Dyckmans, bilanziert: „Die Studie bestätigt, dass die auf Computerspieler zugeschnittenen Präventions- und Therapieangebote ausgebaut und weiter entwickelt werden müssen.“ Hilfsangebote müssten sich verstärkt an weibliche Internetabhängige richten: „Die Gefahr, bei der Nutzung von Sozialen Netzwerken ein exzessives oder abhängiges Verhalten zu entwickeln, muss künftig besser ins Blickfeld genommen werden.“
Zudem weist die Studie, die vom Bundesgesundheitsministerium gefördert wurde, nach, dass mit einer Diagnose der Internetabhängigkeit häufig auch andere psychische Erkrankungen wie Persönlichkeitsstörungen, Impulsivität und Aufmerksamkeitsstörungen verbunden sind. Unabhängig von der Art der exzessiven Nutzung habe diese deutlich negative Auswirkungen auf das Sozialleben bis zur Arbeitsunfähigkeit. (pro)