Ethische Grenzen für Internet und Fernsehen

Wie steht es um das Verhältnis von Ethik und Medien? Darüber haben Vertreter von Medien und Kirche am Montag zum Auftakt des "Medientreffpunkts Mitteldeutschland" in Leipzig diskutiert. Das Leitthema der dreitägigen Veranstaltung lautet in diesem Jahr "Medien in Bewegung – Vielfalt, Mobilität, Strukturen".
Von PRO

"Im Internet spielen sich Dinge ab, die mit ethischen Grundwerten nichts zu tun haben", sagte der sächsische Landesbischof Jochen Bohl bei der Diskussion mit dem Thema "Schlagzeilen ohne Pausen – Ethik und Medien". "Das Internet kann und darf kein rechtsfreier Raum sein." Der Staat müsse Grenzen setzen, ohne ethische Werte werde das nicht gehen, sagte der evangelische Kirchenmann.

Mangelnde Kontrolle im Internet

Hans Müller-Jahns, Redaktionsleiter des MDR-Magazins "Brisant", erinnerte daran, dass bei Videos und Bildern im Internet niemand darüber nachdenke, ob dieses Material für Zuschauer geeignet sei oder nicht. Als Beispiel für die ethisch fragwürdige Bilderflut wurden Nahaufnahmen toter Menschen genannt.

Moderator Peter Limbourg (Pro Sieben Sat.1) sieht mit den Fernsehplänen von Internetunternehmen wie "Google" eine ganz neue Dimension des Problems auftauchen. Da seien "ein paar Jungs zugange", die keine Regeln kennten und denen eine Debatte um Ethik egal sei, betonte er. Limbourg sieht zudem eine "grundsätzliche strukturelle Gefahr", die von Konzernen wie "Google" oder "Apple" ausgehe. Es fehlten Möglichkeiten der internationalen Regulierung.

"Super Nanny"

Günther von Lojewski, früher unter anderem Intendant des Senders Freies Berlin (SFB), verwies auf einen ab den 1960er Jahren beobachtbaren Wandel in der Medienlandschaft. Journalisten seien nicht mehr "Kontrolleure", sondern "Teilhaber der Macht". Damit einher gehe eine zunehmende "Emotionalisierung und Skandalisierung" im deutschen Journalismus. Die Konkurrenz zwischen Öffentlich-Rechtlichen und Privaten habe diese Entwicklung beschleunigt.

Demgegenüber betonte Müller Jahns, dass bei der redaktionellen Auswahl von Themen und Bildern durchaus Verantwortung wahrgenommen werde. Zwar würden in einem Format wie "Brisant" andere Inhalte als etwa in Nachrichtensendungen präsentiert, diese seien aber dennoch sauber recherchiert. Auch für Limbourg gehören ethische Fragen zum täglichen Geschäft. Auch die Privatsender hätten gelernt und würden Verantwortung übernehmen.

Landesbischof Bohl beklagte hingegen, dass bei Sendungen wie "Die Super Nanny" vom Privatsender RTL häufig die Grenze überschritten werde. "Es gibt Formate, wo Menschen vorgeführt werden, um die Quote zu steigern." Albrecht Steinhäuser von der Medienanstalt Sachsen-Anhalt berichtete über besorgte Rückmeldungen von Richtern, die wachsende Disziplinlosigkeit auf den Zuschauerplätzen im Gerichtssaal monierten. Der Grund: Viele Leute würden die TV-Gerichtssendungen für echt halten und ihr Verhalten dem der Zuschauer dort anpassen.

Medienbranche in Leipzig

Beim "Medientreffpunkt Mitteldeutschland" nehmen vom 7. bis zum 9. Mai Vertreter aus Medien, Kirche und Wirtschaft die Veränderungen der Medienlandschaft in den Blick. Die 40 Veranstaltungen besuchen laut Ausrichter mehr als 1.000 Teilnehmer. Traditionell steht auch der Nachwuchs im Fokus des Branchentreffs.

Der "Medientreffpunkt" findet jedes Jahr Anfang Mai in Leipzig statt. Veranstalter sind unter anderem die drei mitteldeutschen Landesmedienanstalten, der Freistaat Sachsen und der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR). Ziel ist es, für den Medien- und Wirtschaftsstandort Mitteldeutschland zu werben und die mediale Debatte um aktuelle Entwicklungen in Medienpolitik, Medienwirtschaft und Medienrecht von Leipzig aus mitzubestimmen. (dpa/pro)

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