„Es wäre ein Fehler, Gott im Technischen zu verorten“

Theologie muss sich mit technischen Möglichkeiten wie Robotik im kirchlichen und ethischen Umfeld beschäftigen. Die Technik dürfe dabei aber nur Mittel zum Zweck sein, sagen die Religionspädagogin Ilona Nord und der Theologe Wolfgang Beck.
Von Swanhild Zacharias

Welche Rolle die zunehmende Digitalisierung für den theologischen Bereich spielt, damit beschäftigen sich die Autoren des Buches „Theologie und Digitalität“. Eine besonders aktuelle Frage beim Thema sei die nach dem Gottesbild und dem Transhumanismus und damit verbunden der Einsatz von Robotik in verschiedenen Lebensbereichen, sagten die Herausgeber des Buches, die Religionspädagogin Ilona Nord und der Pastoraltheologe Wolfgang Beck im Interview mit katholisch.de.

Transhumanismus ist eine philophische Denkrichtung und beschäftigt sich mit den Grenzen menschlicher Möglichkeiten und wie diese durch den Einsatz von Technik erweitert werden können. Als Christ müsse man den Einsatz von Technik nicht ablehnen, zum Beispiel wenn es medizinisch um die Verlängerung oder Verbesserung des Lebens gehe, sagte Nord. Die Theologie müsse hier abwägen, wie man mit der Endlichkeit des Menschen umgehen wolle. Es gehe aber nie um ein einfaches Entweder-Oder.

Kritik gegenüber der Robotik

Beck gab zu Bedenken, dass es „ein Kategoriefehler“ sei, „Gott im Technischen zu verorten“. Gott bleibe weiterhin transzendent, man könne ihn hinter der Technik aber nicht in der Technik suchen. Nord ergänzte, dass Technik menschliches Handeln wiederspiegelt und dieses Handeln wiederum an Gottes Präsenz und Schöpfungskraft angeknüpft sei. Technik völlig gottfrei zu denken, sei deshalb nicht richtig.

Sehr kritisch sei man hierzulande unter anderem beim Einsatz von Robotern in der Pflege, sagte Nord. Das sei nicht überall so: „Wenn Sie nach Japan schauen, gibt es dort ganz andere Einstellungen und Fragestellungen, auch im katholischen Christentum. Die Nutzung von Robotern ist sehr viel fragloser in der gesamten Gesellschaft etabliert, auch in der Intimsphäre, ohne dass dabei Nachteile für das, was menschliche Identität ausmacht, gesehen werden“, sagte Nord. Im Buddhismus in Japan würden Roboter zum Beispiel auch für liturgische Zwecke eingesetzt. Im christlichen Kontext habe man dabei mehr Bedenken, zum Beispiel wenn Roboter einen kirchlichen Segen austeilen sollten.

Bewusstsein für Digitales fehlt

Generell spiele die Digitalisierung eine wichtige Rolle für die Theolgie. Religiöse Sozialisation finde kaum mehr über traditionelle Wege wie die Kirchengemeinde oder die Familie statt, sagte Nord. Gerade bei Kindern und Jugendlichen geschehe dahingehend viel über digitale Medien.

Beck erklärte, dass es zwar in fast allen deutschen Diözesen derzeit Reformprozesse gebe. Das Digitale spiele dabei jedoch fast nie eine Rolle. „Es scheint kaum ein Bewusstsein dafür vorhanden zu sein, dass es vielleicht auch digitale Kirchorte gibt“, sagte er. Seiner Ansicht nach hat die Evangelische Kirche es beim Thema Digitalität einfacher, denn die Teilhabe, zum Beispiel per Social Media, sei unstrittiger als bei den Katholiken.

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