Thomas Hitzlsperger will dazu beitragen, dass Privates wieder privat wird. Deshalb macht er seine sexuelle Orientierung öffentlich. Klingt wie ein Widerspruch? Ist es aber nicht. Ein Kommentar von Anna Lutz
Von PRO
Foto: Maxisport|fotolia
Hitzlsperger geht es um mehr als das eigene Schlafzimmer, sogar um mehr als den Fußball
Thomas Hitzlsperger ist schwul. Das hat er nun in einem Interview mit der Wochenzeitung Die Zeit erklärt. Nicht die Journalisten sind auf ihn zugekommen, er hatte aktiv um das Gespräch gebeten. Mit seinem Coming-Out will der Ex-Fußballprofi dazu beitragen, „dass die sexuelle Orientierung eines Sportlers wieder seine Privatangelegenheit wird“, sagt er. Das klingt wie ein Widerspruch. Etwas öffentlich machen, damit es nicht-öffentlich wird – wie soll das gehen? Und: Gehört die Nachricht darüber, was ein Sport-Star im Schlafzimmer tut, überhaupt in die Nachrichten? Anders gefragt: Braucht die Welt das?
Hitzlsperger gibt die Antwort im Zeit-Interview selbst: „Ich möchte gerne eine öffentliche Diskussion voranbringen – die Diskussion über Homosexualität unter Profisportlern.“ Immer wieder habe er in seiner Profikarriere erlebt, wie Vorurteile über schwule Spieler die Runde machten. Das Wort schwul werde synonym für weich benutzt, diene als Schimpfwort. Ansonsten werde das Thema im Fußball schlicht ignoriert. Krasse Erfahrungen habe er selbst machen müssen, in der Kabine einiges miterlebt – was, will er nicht sagen. Ganz bewusst habe er sich dazu entschieden, kurz vor den Olympischen Spielen im russischen Sotschi an die Öffentlichkeit zu treten. Hitzlsperger geht es nicht um sich und sein Schlafzimmer: „Ich denke, es braucht kritische Stimmen gegen die Kampagnen mehrerer Regierungen gegen Homosexuelle.“
Wer beklatscht Hitzlsperger in Russland?
Damit spricht der 31-Jährige etwa das Gesetz gegen homosexuelle Propaganda in Russland an. Das verbietet positive Äußerungen über Homosexualität in Gegenwart Minderjähriger oder via Internet. Ein Interview wie das mit der Zeit hätte Hitzlsperger dort wohl nicht führen dürfen. Im September stieß zudem ein Gesetzesentwurf der Putin-Partei „Einiges Russland“ auf nationale und internationale Kritik. Es sah vor, Homosexuellen das Sorgerecht zu entziehen – auch für leibliche Kinder. Betroffene beklagen auch eine Zunahme brutaler Übergriffe gegen Schwule und Lesben in Russland.
Auch an anderen Orten der Welt ergeht es Homosexuellen schlecht. Eines der dramatischsten Beispiele ist wohl Uganda, wo schwule oder lesbische Beziehungen mit lebenlangen Haftstrafen geahndet werden können. Im Jahr 2010 listete eine ugandische Zeitung die „Top-Homosexuellen des Landes“ auf und forderte: „Hängt sie auf!“. Zwar gelang es dem Schwulenaktivisten David Kato, der ebenfalls in dem Artikel auftauchte, die Zeitung auf Schadenersatz zu verklagen. 2011 wurde er aber tatsächlich ermordet.
Christen verschiedener Denominationen beurteilen auch das Thema Homosexualität unterschiedlich. Das an sich ist kein Problem und wird sich wohl auch nach dem Zeit-Gespräch mit Hitzlsperger wieder zeigen. Welcher Christ aber würde den Mord an und die Diskriminierung von Schwulen, Lesben oder Transsexuellen nicht verurteilen? Wer würde nicht dafür einstehen, dass Gewalt gegen Minderheiten endet? Das ist auch das Anliegen Hitzlspergers. Gibt es daran etwas auszusetzen? (pro)
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