Das Buch „Ehe alles zu spät ist“ des 1939 geborenen CDU-Politikers befasst sich mit mehreren aktuellen Krisen und Herausforderungen der katholischen Kirche, beispielsweise den Missbrauchsskandalen oder dem starken Priesterschwund. So sei die Zahl der Priester in Deutschland von 25.000 im Jahre 1978 auf 13.500 gesunken. Gleichzeitig wurden 2011 nur noch 86 Neupriester geweiht.
Teufel untermauert seine Analysen mit zahlreichen Fakten und Zitaten aus der Kirchengeschichte. Dabei scheint der Autor nicht nur ein spezialisiertes theologisches Vorwissen, sondern auch eine große Ambition, um nicht zu sagen Zähigkeit, beim Leser vorauszusetzen. Es erfordert einen starken Willen, zwischen all den lateinischen Namen, römischen Ziffern und innerkirchlichen Fachausdrücken den Überblick zu behalten.
Teufels Konzepte in Kurzform: Mehr Rechte für Frauen in der Kirche, mehr Offenheit bei der Eucharistie, die „Entweltlichung der Vatikanbank“ und – das hätte auch Margot Käßmann schreiben können – „Mauern in den Köpfen einreißen“. Der Ex-Politiker und langjährige Angehörige des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken kritisiert zu Recht manch alte Machtstrukturen und Hierarchien seiner Kirche, schießt mit seiner Verteidigung der Befreiungstheologie und des umstrittenen Theologen Hans Küng aber übers Ziel hinaus.
Alles in allem präsentiert Teufel in seinem Buch Forderungen und Ideen, die bei einem Großteil der katholischen Laien auf Zustimmung stoßen dürften. Das Buch selbst spricht aber nur eine kleine Zielgruppe an, die Lektüre von Teufels Ausführungen erfordert viel Durchhaltevermögen. Selten waren 175 Seiten so lang. (pro)
Erwin Teufel, „Ehe alles zu spät ist – Kirchliche Verzagtheit und christliche Sprengkraft“, Herder-Verlag, 175 Seiten, 14,99 Euro, ISBN 9783451309076