Die Fans pilgern ins Stadion, die Spieler betreten den heiligen Rasen. Allein das Vokabular zeigt die Parallelen zwischen Fußball und dem christlichen Glauben. Die ARD greift in der Sendung „11 Götter sollt ihr sein – Fußball als Ersatzreligion“ am Sonntag weitere Aspekte auf.
Galt für viele als Heilsbringer und Messias: Christoph Daum. Diese Wortwahl verdeutlicht die Parallelen des Vokabulars bei Fußball und Glaube, die eine ARD-Reportage „Gott und die Welt“ beleuchtet
Für Wilfried Hahn und dessen Frau Jutta ist es ein regelmäßiges Ritual: Sie besuchen Heimspiele von Schalke 04. Für sie ist es ein Gefühl von „Zuhause sein“. Hier dürfen sie so sein, wie sie sind. Die Reihe „Gott und die Welt“, die am Sonntag um 17:30 Uhr im Ersten ausgestrahlt wird, zeigt die Bedeutung des Fußballs für seine Fans und die Analogien zur christlichen Kirche auf.
Sehnsuchtsort Stadion
Die ganze Familie Hahn „lebt“ Schalke: leidenschaftlich und kompromisslos. Das Stadion sei für sie ein Sehnsuchtsort, erzählen sie in der Reportage. Ihr Verein ist für sie sinnstiftend. Voller Stolz tragen sie das Emblem ihrer Mannschaft. Auch für Werder Bremen-Fan Torsten Brunckhorst ist Fußball ein Bekenntnis. Im Stadion erleben nach seiner Erfahrung fremde Menschen Gemeinschaft und Stärke. „Meine Herkunft spielt hier gar keine Rolle“, sagt Brunckhorst, der unter einer Spastik leidet und Stotterer ist. Im Stadion selbst habe er mit dem Stottern keine Probleme.
Das Stadion sei Zuflucht für Schwache und gesellschaftliche Außenseiter. Der Fußball schaffe das, was die Kirche auch bieten möchte, findet der Autor der Reportage, János Kereszti. Zu Wort kommt in dem 30-minütigen Beitrag auch der Frankfurter Stadionpfarrer Eugen Eckert. In der kleinen Kapelle der Commerzbank-Arena spricht er mit Firmlingen über die Parallelen von Fußball und christlichen Werten. Er vergleicht An- und Abpfiff mit der Geburt und dem Tod. Das Ergebnis sei ungewiss. Zudem gelten bestimmte Regeln für das Zusammenleben, findet Eckert. Er sieht keine Konkurrenz zwischen Glaube und Fußball: „Dort wo die Kirche spannende Geschichten erzählt und Menschen berührt, findet man Gläubige.“
„Menschen werden als Übermenschen glorifiziert“
Für den Fußballtrainer Christoph Daum ist Fußball keine Religion, stifte aber Identität. Daum wurde als Trainer häufig selbst wie ein Messias gefeiert und nach seinen Erfolgen, vor allem in der Türkei, vergöttert. Er sei immer als Hodscha bezeichnet worden, was im Islam dem Vorsteher einer Gemeinde gleicht, der aus dem Koran lehrt. „Die Menschen werden zu Übermenschen gemacht, ob sie dies wollen oder nicht. Sie werden zur Projektionsfläche für die Fans“, ist seine Erfahrung.
Für Stadionpfarrer Eugen Eckert ersetzt der Fußball sogar die Funktion der Kirchengemeinschaft. Aber eine Religion könne er niemals sein. Für ihn gibt es einen wichtigen Unterschied, der weit über die schönste Nebensache der Welt hinausgeht: „Fußball kann sinnstiftend und glücksbringend sein, aber er kann keine Antworten darauf geben, wo wir herkommen oder was nach dem Tod passiert.“ (pro)
„11 Götter sollt ihr sein“ aus der Reihe „Gott und die Welt“, 17. Januar 2016 um 17:30 Uhr, ARD
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